FRAGMENTS OF TIME
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URBEX-Blog 

Delve more into the sunken realms all around us. Step in and have a chat with the ghosts of the past. 

Quelle-Versandhaus Nürnberg

6/14/2025

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Im Jahre 1927 wurde das Versandhaus Quelle  - einst das größte in ganz Europa - ursprünglich in Fürth gegründet. Die Produktionshallen bzw. der Hauptsitz wurden später an die Fürther Straße nach Nürnberg verlagert. Gut 80 Jahre umfasst die bewegte Geschichte des Versandimperiums, das im Oktober 2009 ein jähes Ende fand. Mehrere tausend Mitarbeiter mussten sich unerwartet von einem Tag auf den anderen arbeitslos melden. Denn noch kurz zuvor wurde verkündet, dass man die Quelle um jeden Preis retten würde. Alles war blieb, waren jedoch letztlich nichts als leere Versprechungen. Ich selbst kann mich an den Tag erinnern, an dem der Schriftzug des Versandhauses abmontiert wurde und erinnere mich noch gut an das doch etwas beklemmendes Gefühl, das Ende einer Ära, die besonders auch die Region stark geprägt hatte, mitzuerleben. Zumal ich auch privat Einiges mit dem Unternehmen verbinden kann.

Gustav Schickedanz, ein gelernter Kaufmann, gründete das Unternehmen, wie bereits erwähnt, im Jahr 1927. Später stieg seine zweite Ehefrau (die erste kam zusammen mit dem gemeinsamen Sohn sowie Gustav Schickedanz' Vater durch einen Autounfall ums Leben) Grete Schickedanz in das Geschäft mit ein. Beide führten dieses geschickt durch alle anstehende Höhen und Tiefen. 
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Zur Zeit des Nationalsozialismus erwarb Gustav Schickedanz aufgrund der Enteignung jüdischer Unternehmer die Rechte an einigen lokal renommierten Unternehmen, wie etwa den Tempo-Werken sowie einer regional bekannten Brauerei. Am Ende der 1930er Jahre hatte das Versandhaus bereits etwa zwei Millionen Stammkunden - das Unternehmen stellte sich als voller Erfolg heraus. 

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs, im Zuge des durch die Alliierten festgelegten, so genannten Entnazifizierungsprozesses, wurde er als "Mitläufer" eingestuft. So konnte er die Vollmacht über sein Unternehmen behalten. Nach dem Tod von Gustav Schickedanz im Jahr 1977 wurde das Unternehmen noch einige Jahre von seiner Witwe Grete Schickedanz und nach deren Tod dann von dem ersten und zweiten Ehemann der einzigen gemeinsamen Tochter, Madeleine Schickedanz, weitergeführt. Das Versandhaus wurde dann in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Doch konnte dies die Quelle nicht vor ihrem Ruin retten. In die Fußstapfen von Gustav Schickedanz zu treten, schaffte letztlich niemand mehr. Die goldenen Zeiten des Versandhandels waren vorüber. Vor allem für die, die den Absprung ins Internetgeschäft nicht schafften. Leider war das Unternehmen Quelle eines davon.

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Abschließend ein paar Zeilen aus der Presse anlässlich der Trauerfeier von Schickedanz im Jahr '77:

"Keiner hat sie gezählt. Aber es dürften 25.000 Menschen gewesen sein, die sich in die endlose Warteschlange einreihten, um Abschied zu nehmen. „Ringsumher“, schreibt der Berichterstatter der Lokalzeitung, „herrscht bedrücktes Schweigen, und vor allem die altgedienten Mitarbeiter des Hauses nehmen weinend Abschied.“ Als am 31. März 1977 in der Fürther St. Paulskirche die offizielle Trauerfeier stattfindet, sind auch Josef Neckermann und Werner Otto unter den Gästen. Die Großen des deutschen Versandhandels sind gekommen, um Abschied von einem Größeren zu nehmen.

Gustav Schickedanz, den die Zeitungen den „Versandhauskönig“ nennen, hatte den Versandhandel revolutioniert, der deutschen Konsumgesellschaft ihr Gesicht gegeben und das Bild des gleichermaßen erfolgreichen und verantwortlichen Unternehmers geprägt. Zu seinem Vermächtnis gehört ein ordentlich bestelltes Haus - und der mächtige Schatten, in dem seine Nachfolger stehen, ob sie das wollen oder nicht." 

(Frankfurter Allgemeine, 20.10.2009, abgerufen am: 09.09.2015)
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Fotografien aus den 1980er Jahren - Photographs from the 1980s
(Veröffentlichung durch freundliche Genehmigung eines ehemaligen Mitarbeiters ​-
​ Published with kind permission of a former employee)

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(©S. Schäfer)

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The first catalogue 1928/29
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... and the last 2009/10
In the year 1927, the mail-order business Quelle - once Europe's largest one - was originally opened in the city of Fürth. The production halls were later trans-located to the Fürther Straße in Nuremberg. The history of this empire encompasses around 80 years with all its ups and downs. It came to a sudden end in 2009. Thousands of employees were suddenly without work. Very short before the unexpected end of the business, it was assured that Quelle wouldn't find an end. It was not more than a lie at the end. I can still remember the day when the former logo at the front of the mail-order business had to be removed. It was quite a sad day.  It was the end of an era. I also have private connections to the company. 

Gustav Schickedanz, a salesman, founded the business, as mentioned above, in 1927. Later, his second wife (the first one had died in a car accident, with the young son of them both and Gustav's father) Grete Schickedanz joined the business. Both were very successful and knew what they were doing. During the Nazi-era Mr. Schickedanz bought very well-known and profitable companies (of former expropriated Jews) like the famous works of the brand Tempo (German producer of soft tissues) or a very well-known local brewery. At the end of the 1930s the company had already around two million steady customers. 

During the denazification after WW II. Mr. Schickedanz was considered to be a "follower". In the end he was discharged and regained full commission of his company. After the death of Mr. Schickedanz, his widow kept things ticking over. A few years after her death the company became an incorporated company. Yet, the business was finally ruined. No one was able to follow the steps of Mr. Schickedanz, the "king of mail-order business", as the media had already titled him during his lifetime. But it is also only fair to add that the era of the internet definitely sealed the fate of the once booming mail-order trade. ​
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The final chapter: October or November of 2009, Removal of the Quelle-sign. (©F. Unverricht 2009)
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On the left, the Quelle-tower of the mail-order business, photo taken in February 2010, only few months after the closure. (Own work)
Weiterführendes/Further Reading:
1) Die Geschichte des Versandhauses Quelle auf Fürth Wikipedia
2) Zehn Jahre nach der Pleite: Wie Quelle unterging. 
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Zeitungsartikel auf nordbayern.de, 19.10.2019
3) Quelle - von Versandkatalogen, Konsumgeschichte und Technikläden. Auf: retropie.de, 28.12.2019
4) Fräulein Gretel von der Quelle. Auf: zeit.de, 05.06.2003

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Flughafen Berlin-Tempelhof

6/14/2025

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"No flying machine will ever fly from New York to Paris."
​(Orville Wright)
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Berlins Flughafen Tempelhof, der im am 08. Oktober 1923 feierlich eröffnet wurde,  war einst einer der größten Verkehrsflughäfen Deutschlands und einer der drei großen internationalen Verkehrsflughäfen in Berlin (neben Tegel und Schönefeld). Während des Nationalsozialismus sollte er das größte Flugkreuz in Europa werden (die typisch monumentale Bauweise zeugt davon) und wurde dementsprechend ausgebaut.

Zur Zeit des Kalten Krieges spielte dieser während der Blockade West-Berlins ( die Sperre betraf sämtliche Land- und Wasserwege zwischen dem 24. Juni 1948 und 12. Mai 1949 - offiziell endete die Versorgung über die Berliner Luftbrücke jedoch erst am 30. September '49) durch die Sowjets, welche die Westalliierten mit dem Aufbau einer Luftbrücke zur Aufrechterhaltung der Versorgung der Bevölkerung beantworteten, eine zentrale Rolle.

Der Untergrund des Flughafens ist von einem ausgedehnten Keller- und Tunnelsystem durchzogen. Dieses umfasst auch einen alten Luftschutzkeller dessen Wände mit bunten Zeichnungen eines unbekannten Künstlers, inspiriert durch jene von Wilhelm Busch, verziert wurden. Vorrangiges Ziel war es, die Nerven der Schutzsuchenden während eines Luftangriffs, welche Berlin zahlreich zu ertragen hatte, zu beruhigen. 

​Am 30. Oktober 2008 wurde der Flughafen endgültig geschlossen.


Eine weitere und einmalige Besonderheit des Tempelhofer Untergrunds stellt der so genannte Filmbunker dar. Zu Kriegszeiten lagerten dort tonnenweise Filmmaterialien. 1945 verschafften sich die sowjetischen Truppen durch Sprengung der Eingangstür Zutritt zu dem Bunker. Dadurch entzündeten sich allerdings die gelagerten Filme, die, wie damals üblich, aus hochentzündlichem Zelluloid bestanden und der gesamte Inhalt des Filmbunkers wurde vernichtet. Tagelang war an ein Betreten des Bunkers nicht zu denken. Noch heute zeugen die Wände von dem einst wütenden Flammenmeer. Teile der Betonwände wurden durch die Hitze sowie die entstandene Druckwelle sogar stellenweise deformiert.  ​

Berlins airport Tempelhof (opened on October 08th, 1923) was one of Germany´s largest commercial airports and one of the three international airports of the city of Berlin among Tegel and Schönefeld. During the Nazi-era it was planned to convert it into the most important airport in Europe and was accordingly expanded (typical Nazi monumental style) by and by.

Tempelhof played a key role In the Cold War era during the "Berlin Blockade" set up by the Soviets which blocked all the roads, railways and canals into Western Berlin in order to avoid access by the Western allies. Consequently, the allies answered the blockade with the so-called "Luftbrücke" (Berlin Airlift) to maintain the supply of the people in West-Berlin.

The underground of the airport holds numerous tunnels, cellars and bunkers. One of them e. g. is a former air-raid shelter with drawings once made by an unknown artist and were inspired by the German poet and painter Wilhelm Busch (known for his children stories of "Max und Moritz").
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​The airport was closed for good on October 30, 2008. 

Another interesting part of the underground world of Tempelhof is the so-called "Filmbunker" which was used as an archive for film materials to protect them during WW II. In 1945 the Soviets used explosives in order to enter the bunker without knowing about the tons of highly flammable films (made of celluloid) stored inside and thus destroyed the whole inventory. As a consequence, they weren't able to enter the burnt-out bunker for days. Until today the walls blackened by smoke are silent witnesses of the fire once raging through the shelter. Due to the arising heat inside the bunker some of the concrete walls have even been partly deformed. ​
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Kent School, Waldniel-Hostert

6/14/2025

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"Man is the cruelest animal."
(F. Nietzsche)

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Das imposante Gelände im kleinen beschaulichen Ort Waldniel-Hostert in Nordrhein-Westfalen war zuletzt unter der Bezeichnung "Kent School" (1963 - 1992), einer britischen Sekundarschule für Kinder der britischen Streitkräfte, bekannt. Darüber hinaus fungierte es auch als Militärkrankenhaus unter dem Namen "British Military Hospital Hostert". Die Geschichte des historisch bedeutsamen Areals beginnt jedoch bereits im Jahre 1909, als durch den Franziskanerorden die Grundsteinlegung für das so genannte "St. Josesfsheim" erfolgte. Nach vierjähriger Bauzeit, im Jahre 1913 wurde dieses eröffnet und bis 1937 als Heim- und Arbeitsstätte für etwa 600 männliche Mensche mit Behinderung, betrieben.

​Nach 1937 erfolgte eine Umwandlung in die "Provinzial Heil- und Pflegeanstalt Waldniel". Die Nazi-Zeit stellt auch das düsterste Kapitel in der Geschichte des Geländes dar. So wurde im Jahr 1941 die "Kinderfachabteilung" Waldniel eröffnet. In der Anstalt wurden im Rahmen der "Euthanasie"-Aktion T4 der Nazis weit über 500 Menschen getötet, darunter etwa 100 Kinder der "Kinderfachabteilung". Die Morde geschahen etwa durch eine Überdosierung von Luminaltabletten oder durch Essensentzug, also Tod durch Verhungern. Zwischen 1943 bis kurz vor Kriegsende diente das Areal als Ausweichkrankenhaus des Städtischen Krankenhauses Rheydt.

​Nach dem Krieg wurden die Gebäude u. a. als Erziehungsheim genutzt. Bereits 1951 wurde ein Teil des Areals von den Briten beschlagnahmt und als Lazarett genutzt. 1955 wurde dieses dann vom Bund, der es zwischenzeitlich erworben hatte, an die Briten vermietet. Ab diesem Zeitpunkt folgte eine intensive Nutzung durch diese für die kommenden 37 Jahre. Seit dem Abzug der britischen Truppen im Jahr 1992 liegt der größte Teil des Geländes brach und die Gebäude verfallen zusehends. ​

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The impressive area in the small picturesque town Waldniel-Hostert in Nordrhine-Westphalia, Germany, was lastly known as "Kent School", which was a British secondary school for children of the British Armed Forces. It was also known and used as "British Military Hospital Hostert". Yet, the history of the area reaches back to the year 1913 in which Franciscan friars - after four years of construction time -  founded a home and working place, called "St. Josefsheim", for around 600 male people with disabilities. The Josefsheim was in use until the year 1937. In that year the institution was converted into the "Provinzial Heil- und Pflegeanstalt Waldniel" (Psychiatric Hospital Waldniel).

​The Nazi-era was the beginning of the darkest chapter in the history of the building complex. In 1941 the so-called "Kinderfachabteilung" Waldniel (Special Children's Ward Waldniel) was established within the so-called "T4-campaign" (the "euthanasia" program of the Nazis which led to mass killings). As a result, more than 500 people were killed, among them around 100 children of the "Kinderfachabteilung". They were, for example, killed due to an overdose of Phenobarbital pills or were because of food deprivation starved to death. Between 1943 and near the end of WWII. the grounds were used as an alternative hospital of the Städtische Krankenhaus Rheydt (general hospital of the city of Rheydt).

​After the war, the buildings were, among other uses, used as an approved school. In 1951, part of the area was ceded to the British military and used as a military hospital. In 1955, the Federal State of Germany, which had bought the premises, rented it to the British Armed Forces. Since then, the grounds were intensively used by the Brits for the next 37 years. The British troops left in 1992. Since then the buildings have been decaying. ​
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Manicomio Dr. Rossetti

6/14/2025

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"I don't know what madness is. It can be everything and nothing. It is a human condition.
Madness is present in each of us as is reason. The problem is that society,
to be able to call itself civil, should accept reason as well as madness [...]"

(Franco Basaglia, 1984)
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Die ehemalige Psychiatrie in Norditalien, erbaut Ende des 19. Jahrhunderts, beeindruckt durch ihre Architektur sowie ihrer zugleich friedlichen als auch bedrückenden Atmosphäre, die von dem Gebäude ausgeht. Noch überall lassen sich Eindrücke eines der finstersten Kapitel der Einrichtung Psychiatrie erhaschen. Methoden wie die Psychochirurgie gehörten hier, wie in vielen anderen ähnlichen Einrichtungen dieser Zeit, leider nach wie vor zur Tagesordnung. Besonders dieser Ort hatte sich als einer der ersten seiner Art einen Namen bezüglich der frühen Methoden der Lobotomie gemacht. Die initiale Version der Lobotomie wurde von dem portugiesischen Psychiater Moniz entwickelt, woraufhin dieser 1949 den Nobelpreis in Medizin bekam. Später wurde diese Operationstechnik von dem US-Amerikaner  Walter Freeman weiterentwickelt und schließlich salonfähig. 

​In den 1970er Jahren kam es in ganz Italien zu einer Psychiatrie-Reform, initiiert durch den italienischen Psychiater Franco Basaglia, der die menschenunwürdigen Zustände dieser Einrichtungen anprangerte und nach und nach dessen Schließungen erwirkte. 
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Unser Weg führte uns durch die alte, weitläufige Parkanlage der ehemaligen Psychiatrie. Wir nahmen Arbeiter auf dem Gelände wahr, so mussten wir uns besonders unauffällig verhalten. Leider lag vor unserem Eingang ins Gebäude noch ein kleiner gemeiner, bezackter Eisenzaun. Klein und unscheinbar war dieser aber besonders schmerzvoll zu überwinden. Zu allem Übel kam in genau jenem Augenblick, als meine Begleitung direkt auf dem Zaun saß, ein Auto in hohem Tempo auf das Gelände gefahren. Vor Schreck sprang sie in einem Satz auf die andere Seite. Glücklicherweise ohne ernste Verletzungen. Entdeckt wurden wir, Fortuna war uns wohlgesonnen, ebenfalls nicht. So ging es endlich durch ein altes Kellerfenster ins Innere. Der eigentliche Zugang zum Kliniktrakt war jedoch wahrlich abenteuerlich. So hatten wir zuvor einen labyrinthartigen Gewölbekeller zu durchlaufen und einen engen Schacht mit Rohren zu durchklettern sowie zu durchkriechen - gerade genug Platz um hindurchzugelangen. All dies mit Sack und Pack, die Fotoausrüstung vor sich herschiebend. Für all die Mühen wurden wir jedoch schlussendlich belohnt und standen bald in einem von vier beeindruckenden Innenhöfe, in denen sich Ziegen aufhielten. Somit war unsere einzige Gefahr nur noch die, von dem dazugehörigen Hirten erwischt zu werden. Glücklicherweise sind wir ihm nie begegnet, obwohl es immer wieder deutliche Spuren seiner Anwesenheit gab, so hörten wir etwa des Öfteren metallische Geräusche und dann auf einmal sehr eilige Schritte direkt ein Stockwerk unter uns, die uns einen gehörigen Schrecken eingejagt hatten. Nach ein paar Minuten reglosem Ausharrens in einem dunklen Raum neben dem ehemaligen Operationssaal konnten wir jedoch durchatmen. Zu guter Letzt noch ein letzter Schreck - ein von der Straße her plötzlich schrillender Feueralarm, der ohrenbetäubend durch die alten Gänge hallte und sie unangenehm ausfüllte. Fast zeitgleich setzte dazu noch das Läuten von Kirchenglocken ein. Ein sehr surreales Gefühl, wie diese lebendigen Geräusche die Stille dieses Ortes, regelrecht betäubend, zu zerfetzen vermochten. 


Im Allgemeinen habe ich diesen Ort als sehr friedlich empfunden. Architektonisch war es sicherlich einer der schönsten Orte, die ich je gesehen habe. Allerdings ließen sich auch Gedanken an die sehr dunkle Vergangenheit dieses Ortes nicht völlig ausblenden. Man fragt sich unwillkürlich, wer hier drin verwahrt wurde und versucht sich mögliche Gründe auszumalen. Wer mag alles auf dem Operationsstuhl gesessen haben? Wem mag hier ein Teil der eigenen Identität ausgelöscht worden sein? Was mag den Menschen durch den Kopf gegangen sein, die gezwungen waren ihr Leben hinter diesen dicken Mauern zu verbringen? Die gezwungen waren durch dieses schier endlos wirkende Labyrinth an Gängen zu irren, Tag für Tag - nur noch mit einer vagen Ahnung vom Leben dort draußen im Kopf?  ​

The abandoned asylum (built in the end of the 19th century) impresses with its both stunning architecture and the mixture of a peaceful and depressing atmosphere as well. Still you can get a glimpse of the darkest chapter of "mental health care". Getting a glimpse of a time when methods like psycho surgery were still on the agenda and were considered a normal procedure. Especially this place was famous for its early lobotomy methods (developed by the Portuguese psychiatrist Moniz who was in 1949 even awarded the Noble prize in Medicine for it - long before his American colleague Dr. Freeman developed the method and made it even more popular.)

​In the 1970s there was a reform concerning the mental hospitals, initiated by the Italian psychiatrist Franco Basaglia, who criticized the inhuman conditions in these institution. This reform led to the gradual closure of all mental institutions throughout the country. 

Our way leads us through the old and extensive park of the former mental hospital. We spotted workers on the grounds and had to be especially careful. Unfortunately, a small iron fence was between us and our entry. It appeared small and easy to climb but in reality it became a pretty hurtful experience. To make matters worse a car speeding up appeared all of a sudden. In that very moment my friend sat on top of the fence and quickly jumped down. Fortunately, she didn't get hurt at all and fortunately, we didn't get spotted as well. Finally, we entered the building trough a maze-like cellar. As if this wasn't enough, we had to crawl through a narrow shaft and climb over pipes or squeeze underneath them. But as soon as we stood in one of the impressive patios of the former asylum we definitely felt more than rewarded for our efforts. As goats lived on the grounds, the most danger now was to be spotted by the goat-herder. Fortunately, we never came across him directly but sometimes heard metallic noises and then suddenly quick footsteps a floor beneath us. Out of fear we were hiding in a dark corner next to the old operating room. My personal biggest fright was a very loud fire alarm suddenly starting off followed by ringing church bells at the same time. It was both a surreal feeling and an extremely deafening noise. 


In general the old building appeared to be pretty peaceful and was surely one of the most beautiful ones I have ever seen when it comes to the architecture. But it is almost impossible not to think about its more than dark past. Thinking about the people who had to live within those walls and thinking about the possible reasons for their stay. Asking yourself what they might have thought and felt when they had to walk through that maze of floors behind those thick walls that locked them away and excluded them from society and the world itself. Asking yourself who was forced to sit down in that old operating chair and was stolen parts of his or her own identity while doing so. I am still thinking about it today. ​
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Anstaltsfriedhof - "Cemetery of the Insane", Rekem, Belgium

6/14/2025

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"A child said to me What is the grass? fetching it to me with full hands; [...]
And now it seems to me the beautiful uncut hair of graves."


(Walt Whitman, "Song of Myself, 6)

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Eine ganz eigene Stille liegt über allem. Friedlich ist es hier. Heidekraut, zu einem Teppich zusammengewachsen, wuchert zwischen den verwitterten Kreuzen. Einst aus schmucklosem Stein gehauen, markieren sie hier die sterblichen Überreste eines Menschen, der in der nahe gelegenen psychiatrischen Klinik zwischen 1921 und 1981 verstorben war. Bei Gründung des Anstaltsfriedhofs im Jahr '21 trug das Krankenhaus noch die offizielle Bezeichnung, dem Jargon der Zeit geschuldet, "Rijkskrankzinnigengesticht" (zu deutsch etwa "staatliche Irrenanstalt"). Um die 1750, ausschließlich männliche, Patienten liegen hier begraben. Der letzte, wie bereits oben erwähnt, wurde im Jahr 1981 beigesetzt. 
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Die Gräber sind sehr schlicht gehalten. Die einzelnen Steinkreuze tragen lediglich kleine Metallplatten mit dem Namen, sowie dem Geburts- und Sterbedatum des jeweiligen Patienten. Man kommt nicht umhin, sich zu fragen, welche Schicksale hinter den Namen stecken mögen und wie viele letztlich, wie früher oft üblich, ihr gesamtes Leben in staatlicher Verwahrung verbringen mussten. Gemein haben sie jedenfalls alle, dass sie zumindest die letzte Zeit ihres Lebens dort verbringen mussten. 

Die Grabstätte selbst liegt mitten im Wald versteckt und strahlte am Tag meines Besuchs eine mehr als friedliche Atmosphäre aus. Sicher war dies auch der Tatsache geschuldet, dass die Sonne unbarmherzig auf die Steinkreuze knallte und das Heidekraut dem Ganzen noch zusätzliche Farbe verlieh. Ein heißer Spätsommertag mag anders wirken, als beispielsweise ein kalter, nebliger Novembertag. Trotzdem hatte ich nicht das Gefühl, dass mich das Wetter an jenem Tag all zu sehr geblendet hatte. All die gleichförmigen, aneinandergereihten Kreuze, die verblichenen Plastikblumen und teils undefinierbare Gegenstände einer ganz eigenen Erinnerungskultur an den Kreuzen berühren doch ungemein.
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​Kurz vor dem Verlassen des Geländes erblicke ich eine wohl neu hinzugekommene Plüschmaus auf einem der Kreuze sitzend und doch bereits mit einer Spinnwebe am Kopf. Auch sie wirkt seltsam deplatziert. Mein Blick fällt gen Zaun, der den Friedhof umgibt. Eine Frau, mitten im Wald stehend, betrachtet mich, oder vielleicht auch lediglich das Areal an sich. Wie angewurzelt steht sie dort und in mir machten sich leise Zweifel breit, sie würde es vielleicht nicht gut heißen, mich auf dem Friedhofsgelände zu sehen. Doch als ich näher komme, kann ich erkennen, dass es sich um eine Patientin, der heute noch vorhanden Klinik handelt, die sich wohl bei einem Patientenausflug durch den Wald kurz abgesetzt hatte. Gerne hätte ich ihre Gedanken erfahren. Als ich mich dem Zaun nähere, verschwindet sie im Wald.

It is a special kind of silence that can be felt all over that place. It is peaceful. Heather is growing like a carpet and right between all the weathered stone crosses. Once made out of plain stone, they now mark the human remains of former patients of the nearby psychiatric hospital, who deceased between the years 1921 - 1981. As the cemetery was opened in '21 the hospital was still named "Rijkskrankzinnigengesticht"  ("public mental hospital") - a customary term at that time. Around 1750 - exclusively male - patients were buried here. As mentioned above, the last one in 1981.

The graves are designed in a very simple manner. The individual stone cross only contains a metal plate with the name as well as the date of birth and death of the patient in question. You can't help it but ask yourself what kind of lives they might had had. It was not uncommon that patients had to spend a significant part of their lives in such institutions, not to say even their whole lives. One thing is certain at last. They all had to spend the rest of their lives within an institution, which excluded them from society.

The graveyard itself is located right in the middle of the woods. Thanks to the sunny weather of a late summer's day, it helped to find the atmosphere more peaceful than anything else. The sun was shining and created an immense heat between the stone crosses and the heather growing all over the place, just helped to add friendliness to the whole scenery. I am sure that a cold, misty November's day would have changed the whole atmosphere completely. Yet, the friendly weather that day couldn't delude me from that gloomy mood arising from deep down. All those seemingly perfect stone crosses in a row, those bleached out plastic flowers on some of the graves and further, partly indefinable objects being found on the site - remnants of an unique culture of memory - made me feel quite uneasy. 

Shortly before leaving the grounds, I spotted a pretty new-looking plushie, a mouse. Sitting right on one of the crosses, already with cobwebs on its head. It really appeared out of place. My gaze settled on the fence around the burial site. Right in the middle of the woods, I could see a woman standing on the other side of the fence. Rooted at the spot and gazing back at me. Or maybe she wasn't even looking at me, but the whole scenery itself. I started to feel a bit uneasy, as I feared she wouldn't like me to be right in the middle of that burial site. Yet, when I started to approach her, I was able to recognize her as a patient of the still existing psychiatric hospital nearby. Apparently, she was on an excursion through the woods with other patients, but had left the group for a short time. I really asked myself, what her thoughts were. I'll never know. Coming nearer, she disappeared in the thicket and I left the cemetery grounds. ​
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DB-Bunker Nürnberg

6/14/2025

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"Und wir singen im Atomschutzbunker:
Hurra, diese Welt geht unter!"

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(K.I.Z. ft. Henning May, "Hurra, die Welt geht unter")

Aus dem gerade noch belebten Foyer des DB-Museums in Nürnberg geht es eine Treppe in den Keller des Gebäudes hinab. Am Ende der hauseigenen Werkstatt befindet sich eine unscheinbare Tür, die noch tiefer in die Unterwelt führt. Einmal über die Schwelle getreten, ist bereits die erste Schleuse des alten Atombunkers passiert. Der Bunker selbst, wenn er auch nicht mehr in seiner heutigen Gestalt besteht, stammt ursprünglich bereits aus dem Jahr 1934, als die Deutsche Reichsbahn dort ihre Befehlsleitstelle untergebracht hatte. Zu Zeiten des Kalten Krieges, in den 1970er Jahren, wurde der Schutzraum dann hinsichtlich eines potentiellen Atomschlags entsprechend modernisiert. 

Der ehemalige Atombunker stellt eine kleine Besonderheit dar, da er nicht als Schutzraum für die Zivilbevölkerung vorgesehen war. Stattdessen hätte er im Falle eines Dritten Weltkrieges ausschließlich als Leitstelle der Deutschen Bundesbahn, die von etwa 100 Beamten besetzt gewesen wäre, dienen sollen. Diese hätten in dem 1000 qm großen Bunker​, der 28 Räume beinhaltet, nicht nur strahlungssicheren Schutz gefunden, sondern wären vor allem für die Koordination des kriegswichtigen Zugverkehrs (u. a. zwischen Truppenübungsplätzen) in Nordbayern zuständig gewesen. Dies wäre exakt zwei Wochen möglich gewesen, danach hätten sich die Bunkertüren geöffnet, da die Versorgung nicht länger vorgesehen war. Was man danach an der Oberfläche vorgefunden hätte, mag man sich nicht vorstellen. 

Leaving the busy foyer of the DB-Museum in Nuremberg a staircase leads into the cellar of the building. Right at the very end of the in-house workshop, an unimpressive door leads even deeper into the grounds. Once stepping across the threshold, the first air-lock of the former fallout shelter is already passed. The bunker itself, even if it is not in its original state anymore, dates back to the year 1934 when the Deutsche Reichsbahn (the German national railways company back then) established a coordination center there. In the 1970s, during the Cold-War-period, the shelter was modernized in order to offer protection from a potential nuclear strike. 

The former nuclear shelter is special as it was not built as shelter for civilians but again as coordination center for approx. 100 civil servants of the Deutsche Bundesbahn (former Reichsbahn; the German national railway company until 1994). The officials wouldn't have only found shelter from radiation in the 1000 qm large bunker containing of 28 rooms, but they would have mainly coordinated the railroad-traffic relevant to the war of Northern Bavaria (e. g. between military bases). They would have worked and lived there for exactly two weeks, after this time the bunker doors would have opened up and released the bunker crew into a new world - or the remains of it - that probably cannot be imagined. ​
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Die Klinik am Hang

6/14/2025

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“The world is come upon me, I used to keep it a long way off,
​But now I have been run over and I am in the hands of the
 hospital staff.” 


(Stevie Smith)

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Viel ist nicht bekannt über die alte Klinik. Geradewegs auf einer Fahrt ins Blaue versuchten wir unser Glück und fanden auch unser Schlupfloch in ein ansonsten sehr gut abgeriegeltes Gebäude. Wir hatten keinerlei Idee, was uns darin erwartete. Unser erster Eindruck war, dass das Krankenhaus bereits ziemlich leer geräumt wurde, staunten dann aber nicht schlecht, als wir uns zuerst durchs Erdgeschosse bewegten und in einem stockdunklen Teil unsere Taschenlampen einschalteten. Alte Röntgengeräte und anderes leuchtete im Kegel unserer Lampen auf. Raum für Raum bewegten wir uns durch das totenstille Gebäude. Nur hin und wieder drangen Laute vom Leben rund um die Klinik zu ins hinein. Doch die Atmosphäre wirkte leicht surreal. 

Nach der Erkundung des Erdgeschosses wagten wir uns zuerst in den Kellerbereich, in dem wir die alte Küche, einen kleinen Speisesaal im 70er-Jahre-Ambiente, das ehemalige Bettenlager samt Wäscherei sowie die alte Pathologie stießen. 
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Danach gingen wir in die oberen Stockwerke und erwarteten nicht mehr allzu viel. Wieder einmal unterschätzten wir den alten Komplex. Bis auf lange Gänge und eine alte Liege mit "Fake-Blut" schien alles recht gleich zu wirken, bis wir ein paar Mal um die Ecke bogen und ich nichts ahnend mit meiner Taschenlampe geradewegs in einen finsteren Raum hineinleuchtete - die Augen einer riesigen OP-Lampe reflektierten und dieser Anblick traf mich ganz unerwartet. Schnell holte ich meine Begleitung und wir fanden uns in dem großen Operationsbereich mit zahlreichen OP-Sälen wieder. 


Es war stockdunkel, doch irgendwie gelangen mir ein paar passable Fotos. Ganz versunken riss mich plötzlich das Rufen meiner Begleitung aus meinem Tun. Sie hätte laute, seltsame Geräusche gehört und würde stark danach klingen als wäre noch jemand im Gebäude. Ich folgte ihr ein Stück den Gang Richtung Geräuschquelle entlang und konnte allerdings nichts hören. Alles war still. so wollte ich umdrehen und mich weiter meinen Fotos widmen, da hörte ich ebenfalls ein ziemlich lautes Krachen, wie das Schlagen einer Tür. Dann verschwand es wieder. Wir beschlossen uns nicht mehr zu trennen und schnell unsere Fotos zu machen. Ich muss auch zugeben, plötzlich fand ich die stockfinsteren OP-Säle, die man zum Teil erst durch eine ebenso dunkle Schleuse mit kleinen Nebenräumen betreten musste, nicht mehr so einladend. Schließlich könnte hinter jeder Ecke jemand lauern, so schoss es mir zumindest damals ehrlich durch den Kopf. Vielleicht rächte sich nun auch mein überdurchschnittlich hoher Horrorfilmkonsum. Fest steht, das Gebäude war hermetisch verschlossen. Zu verschlossen, als das solch ein Lärm durch einen Windstoß hätte verursacht werden können - und das Geräusch klang anders. Fakt ist auch, ich hörte es nur einmal, meine Begleitung hingegen mehrfach und beschrieb es als unregelmäßiges, immer lauter werdendes Geräusch, als käme gleich jemand um die Ecke. Wollte uns jemand Angst einjagen und uns vertreiben? Oder doch nur der Wind? Wir werden es nie wissen. Ich kann jedenfalls sagen, dass dies eines meiner unheimlichsten Ereignisse überhaupt war, welches mir sogar jetzt noch, beim bloßen Gedanken daran, Gänsehaut verursacht.

The is not much information about the old hospital. We didn´t know if we would be able to enter the building, but we were lucky enough to found a loophole into a very well secured complex. We had no idea what to expect. Our first impression let us think that the hospital was completely empty. But we were totally wrong. We explored the main floor at first, which was pitch-dark. But the lights of our torches revealed old and forgotten X-rays and other medical apparatuses. Step by step we made our way through the deadly silent hospital. Only now and then we heard noises from the crowded streets around the clinic. But the atmosphere throughout the building was rather surreal.

After exploring the ground floor we dared to enter the cellar and found the old kitchen, a small dining room in the style of the 1970s, old storage rooms as well as the washhouse. And last but not least the old morgue.
​
After that, we decided to head for the upper floors without expecting a lot. Again we were proven wrong. Apart from long floors and a stretcher with fake-blood around it, everything seemed to be pretty empty. Until we walked around a corner and my torch accidentally lit a pitch-dark room - suddenly the eyes of a huge operating lamp reflected. Me and my fellow urbexer found ourselves in a huge operating department with numerous abandoned operating rooms. 


It was extremely dark, but somehow I managed to take a few photos. Suddenly I heard the calls of my companion. She told me that she had heard strange and loud noises. I followed her down the floor into the direction of the noises and tried to listen but couldn't hear anything. Just the moment I wanted to go back to my camera I heard a pretty loud noise, as somebody would be slamming doors and started to walk/run up the staircase. We decided to accelerate our stay and to only take a few captures more. We stood together and I have to admit, I was very glad about that, as suddenly I saw the op rooms with different eyes. Most of them were only to be entered through a dark corridor with dark side rooms. The best opportunity for someone hiding there. Maybe I have watched far too many horror movies... But it's a fact that the building was almost hermetically shut and the noise didn't sound like a door slamming due to the wind. It is also a fact that I heard the strange (and extremely) loud noise only once but my companion several times and described it as an inconstant and loud noise that increased immensely. Maybe someone was there and wanted to frighten us and force us to leave? Or only the wind after all? The fact is: we will never know. I can only say that it has been one of the creepiest experiences I ever had and it is still giving me the shivers as soon as I think about this incident.
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Bibertbahn

6/14/2025

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Die "Bibertbahn" war eine kleine Bahntrasse, die Nürnberg und Rügland im Landkreis Ansbach verband. Die Idee einer Bahnlinie, die durch den Bibertgrund führen sollte, entstand beireits in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts. Doch es sollte noch Jahrzehnte dauern bis diese Idee tatsächlich fruchtete. Erst nach jahrzehntelangem Hin und her begann dann im Jahr 1912 der Bau der Eisenbahnstrecke. Am 22. Mai 1914 war es dann so weit und der erste Zug fuhr von Nürnberg-Stein nach Dietenhofen (ab 1915 - Rügland). Am Folgetag begann dann der reguläre Betrieb. Im Laufe der Zeit kam es zu Streckenerweiterungen durch neue Haltestellen.

Ende der 1980er war die Strecke bereits stark zusammengeschrumpft. Am 26. März 1986 wurde dann die verbliebene Bahnstrecke Nürnberg-Stein nach Großhabersdorf stillgelegt. Lediglich der Güterverkehr verkehrte noch ein paar weitere Monate zwischen Stein und Leichendorf, bis schlussendlich auch dieser eingestellt wurde. Heute (2020) ist kaum mehr was von der Bibertbahn geblieben - außer ein paar Fragmenten. 

The "Bibertbahn" was a former railway track between the Middle-Franconian towns of Nuremberg and Rügland near the city of Ansbach in Germany. The idea to build a railway track leading directly through the so-called "Bibertgrund" (Bibert = small river in Middle Franconia, Southern Germany) had already been born in the '70s of the 19th century. But it was not before the year 1912 when the construction finally started. On the 22nd May of 1914 the first train drove between the stations Nürnberg-Stein and Dietenhofen (one year later, in 1915 it went until the final station Rügland). Regular operation started the very next day. During course of times, there were different expansions of the track by adding new stations.

​In the end of the '80s the line was significantly diminished and was finally closed on the 26th of March 1986. Only freight traffic was maintained on a small section few months longer. Today (in 2020) there are not many traces left of the  former Bibertbahn besides a few fragments. ​
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(eigenes Werk)
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Alter fränkischer Bauernhof

6/14/2025

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"Es flüstert durch die Mauern karg,
Als ging ein Geist auf stiller Fährte.
Der Mörtel blättert, morsch und karg."


(Annette von Droste-Hülshoff, "In einer Ruine")

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"I know this house isn't haunted, and I wish it were, I do;
For it wouldn't be so lonely if it had a ghost or two."
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(Joyce Kilmer, "The House With Nobody In It")
In einer kleinen idyllischen Martkgemeinde liegt am Ortsrand ein altes Wohnstallhaus, dessen Fassade schwer von Verfall gezeichnet ist. Die vielen vorbeigezogenen Jahre der Vernachlässigung und der immer wiederkehrende Lauf der Jahreszeiten hat deutliche Spuren hinterlassen. Bröckelnd und schmutzbraun wirkt die Hülle des Hauses alles andere als vielversprechend. Doch wie so oft, zeigt erst der genaue Blick ins Innere was diese nicht zu zeigen vermag.

Sofort beim Betreten des Gebäudes schlägt einem ein starker Rauchgeruch entgegen, was von der im Erdgeschoss des Hauses befindlichen Räucherkammer herrührt. Für empfindliche Nasen liegt er in dieser fast unerträglich schwer in der Luft. Der jahrzehntealte Ruß hat den Wänden einen pechschwarzen Anstrich verpasst, was die Kammer noch einmal besonders unheimlich wirken lässt.

Eine wenig einladende Holztreppe führt in den ehemaligen Wohnbereich. Oben angekommen sind die Spuren des Verfalls omnipräsent. Löcher klaffen in der Decke und der Putz bröckelt von den Wänden. Alte Tapeten sind zum Teil ausgefressen und verblasst und sorgen doch für eine eigenartig wohnliche Atmosphäre. Hier und da blicken einem Augen entgegen, von Menschen, deren irdische Existenzen ebenso der Zeit zum Opfer gefallen sind wie ein Großteil des alten Hauses. In einem Raum findet sich etwa eine Fotografie von Soldaten des Artillerie-Regiments der Bayerischen Armee, der offiziellen Armee des Bayerischen Königreichs, aufgenommen im Jahr 1911 in Metz: "Zur Erinnerung an deine Dienstzeit". Also 7 Jahre vor dem Ende des Königreichs Bayern. Anderswo sitzt eine alte Puppe in der Ecke, die leer in den Raum starrt. Überall finden sich Zeugnisse der Zeit. Auf dem Dachboden eine alte Erinnerung an die "heilige Kommunion von 1916". Ein "Astrologischer Wegweiser" aus dem Jahr 1954, der für die kommenden zwei Jahre die Zukunft weisen sollte. Was diese wohl für die Person, die am 05. Februar 1929 geboren war, bereithielt? Hier noch ein Notizbuch aus dem Jahr 1957, dort ein Messeverzeichnis von 1954. Selten erhält man die Gelegenheit auf eine solche Zeitreise zu gehen. 

Einen seltsamen und plötzlichen Riss bekam diese Geschichtsreise durch die Entdeckung, dass in dem Haus noch die Stromversorgung funktionierte. So floss durch die nackte Glühbirne, die direkt neben einem klaffenden Loch, das den Blick in den Himmel gewährte, wahrhaftig noch Strom. Selbst die alte Melkmaschine im untersten Stockwerk ließ sich noch in Betrieb nehmen. Nur leider fehlte mindestens eine Kuh um von dieser Erkenntnis profitieren zu können. 

Was wohl der "Astrologische Wegweiser" zur Zukunft des alten Hofs sagen würde? ​
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At the fringe of a small picturesque town lies an old farmhouse which facade shows heavy signs of decay. It's the many years of neglect and abandonment that have been passing so far as well as the continuous change of seasons that have left visible traces. The dirty brownish and crumbling shell of the building makes it appear pretty uninviting. But as the old saying goes: don't judge a book by its cover.

As soon as you enter the house a strong odor of smoke instantly hits you. The reason of it is the old smoking chamber on the ground floor. Being inside the chamber is definitely a challenge for sensitive noses as the smell of the smoke lies heavily in the air. The soot residues have painted the walls pitch-dark which doesn't fail to create a somewhat uncanny feeling. 

​A hardly inviting wooden staircase leads to the upper floor where the former living area is located at. As soon as you have arrived safely upstairs and have made your first step the traces of decay are ubiquitous. The ceiling is full of holes and the plaster is crumbling down. Old wallpapers are fading away but their remnants still create a strange but still somehow cozy atmosphere. Now and then you involuntarily stare into eyes of people whose existence on this earth has ceased to be many years ago. Their derelict surroundings that dissolve more and more are eventually going to suffer the same fate. In one room there is, for example, an old framed photograph of soldier of the former Bavarian Army (the army of the former Bavarian Kingdom which ended in 1918). It was taken in Metz, France in 1911: "As Memory of Your Period of Service". Thus, it had been taken seven years before years before the fall of the Bavarian kingdom. Elsewhere leans a forgotten door against the bleak wall staring into empty space. Testimonies of time are everywhere. On the attic, there is a framed reminder of the "Holy Communion of the year of 1916". A magazine called "Astrologischer Wegweiser" (German for "The Astrological Guide") from 1954 promises to foresee the future of the following two years. That advice was obviously taken serious by a person who was born on the 5th of February 1929. Here a scrapbook from 1957 and a thick trade show directory from 1954. Ultimately, such a change of traveling back in time doesn't happen too often. 

A harsh interruption of this almost fairy-tale like time travel was provoked immediately by the sudden discovery of running electricity inside the building. It's hard to believe but the house is still connected to the power supply. Hence, there is this bizarre view of a naked light bulb hanging from the ceiling next to a big hole offering view to the sky. Even the old milking machine on the first floor is still running. Yet, there was at least one cow missing in order to gain something of this finding. 

I wonder what the future, according to the "Astrological Guide", may hold for the little farmhouse? ​
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Haus des Dr. F. - "Pechhütt'n" Fürth, Schwabacher Straße 53

6/14/2025

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Das kleine Haus in der Schwabacher Straße 53 im mittelfränkischen Fürth wurde in den 1830er Jahren im klassizistischen Stil errichtet und diente anfänglich zunächst als Ausflugsgaststätte. Im Jahr 1902 erfolgte dann eine Erweiterung des Gebäudes durch einen Anbau. Die Bewohner des Anwesens wechselten mehrfach. Der letzte, ein Zahnarzt, bezog das Haus bis in die 1980er Jahre und nutzte es zugleich als Privathaus sowie als Praxis. Seitdem steht das unter Denkmalschutz stehende Gebäude leer und ist dem Verfall und Vandalismus preisgegeben. 

Persönliche habe ich recht frühe Kindheitserinnerungen an dieses Haus, da es für mich schon immer irgendwie präsent war. Seit ich denken kann, stand dort also dieses kleine eher unscheinbare Anwesen, an dem deutlich der Zahn der Zeit nagte. Trotzdem stattete ich dem Anwesen erst Jahrzehnte später einen Besuch ab - das Tor stand mir offen. Wie ich in Erfahrung bringen konnte, wurde erst Anfang/Mitte der 2000er Jahren die Praxis, samt wohl ziemlich antiquiert wirkendem Behandlungsstuhl, geräumt. Um diesen sowie weiteres Mobiliar begutachten zu können kam ich also leider zu spät. Trotzdem war es ein besonderes Gefühl, das Haus zu erkunden. Leicht konnte man sich ausmalen, wie wohnlich es hier einst gewesen sein mag. Ein kleines Highlight für mich, war die alte Luftschutztür, die in den zum privaten Luftschutzraum umfunktionierten Keller führte. Dieser selbst war bis auf alte Konserven, die dort seit Jahrzehnten unangetastet stehen, weitestgehend leer. Der Garten des Anwesens gleicht mittlerweile einer Wildnis. Hier und da findet man im meterhohen Gras jedoch noch Relikte, wie etwa alte Gartenzwerge, die das Gelände noch immer zu bewachen scheinen. 

Das Gebäude, das im Volksmund auch "Pechhütt'n" genannt (vermutlich aufgrund einer in unmittelbarer Nähe des Hauses gelegenen Pechfabrik) wurde, war leider besonders in jüngster Zeit vom Pech verfolgt. So kam es im Innern des Hauses im März 2016 zu einem Mord an einem Obdachlosen, der in dem alten Gemäuer Unterschlupf suchte. Dank zweier Mädchen, die das Haus erkunden wollten, wurde die Leiche des Mannes auf dem Dachboden entdeckt. Nach anfänglichem Schreck und der darauffolgenden Flucht, da sie lediglich eine Gestalt am Boden wahrnahmen, die leblos erschien, kehrten sie jedoch kurz darauf zurück und das nicht ohne, was an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben soll, dem Mann Verpflegung mitzubringen. Doch leider mussten sie diesmal, als sie sich dem Mann näherten, eindeutig dessen Tod feststellen - später stellte sich heraus, das die Leiche des Mannes dort bereits einige Tage gelegen hatte. Immerhin gelang es der sofort danach eingeschalteten Polizei noch im selben Jahr das Verbrechen aufzuklären und die beiden Täter festzunehmen, die sich daraufhin vor Gericht zu verantworten hatten. Schlussendlich wurde nur einer der beiden Männer trotz vermutlich niederer Motive (Habgier), die nicht eindeutig bewiesen werden konnten, zu einer Haftstrafe von neuneinhalb Jahren wegen Totschlags (anstatt Mordes) verurteilt, der andere wurde mangels Beweisen freigesprochen. 

Im Folgejahr, 2017, kam es zu einem Brand im Haus, dessen Ursache jedoch im Dunkeln blieb. Seitdem ist das Haus schwer in Mitleidenschaft gezogen, wurde jedoch gewissenhaft versiegelt, um weiterer Zerstörung vorzubeugen. 
​
Update: Im Jahr 2018 wurde auf dem Gelände mit dem Bau eines neuen Wohnareals begonnen. Das Haus an sich soll jedoch ohne den Anbau erhalten bleiben. 

2019 - Die Renovierungsarbeiten sind abgeschlossen.

The house in the Middle Franconian town of Fürth in Germany was built in the 1830s in classical style and was first used as pub. In 1902 the building enlarged. In the course of time, the house has seen many different inhabitants. The last person lived there until the 1980s. He was a dentist who as well lived and worked in it. The upper floor once housed the dental office. Since then, it has been abandoned and is now in a decaying state. 

I have early childhood memories when it comes to this building, as for me it has always been there and was the mother-in-all of the creepy haunted house in your neighborhood. Still, I haven't visited it until recently when it's doors stood widely open for me. I was told that the dentist office has been cleared, including an old-fashioned dentist's chair, about ten years before my visit. Thus, I had been definitely too late to find much interior left. But, it was still a pleasure to explore this place. It wasn't hard to imagine how cosy this home once was. For me, an extraordinary find was an old door that obviously led into an old cellar that was converted into a private air-raid shelter. Yet, the cellar itself was totally empty besides few old canned goods, that have been standing there in the dark for probably decades. The garden was pretty large and has been fully and jungle-like overgrown by now. Nevertheless, there are still old relicts hidden in the high grass like old garden gnomes that still seem to watch over the premises. 

The old house seems to be haunted by bad luck, at least in recent times. In 2016, the body of a homeless man was found inside the house by two girls who wanted to explore the building. After spotting the silhouette of a seemingly lifeless person on the floor of the attic, the two got frightened and started to flee the premises immediately. Yet, afterwards, they did something that shouldn´t be unmentioned. Shorty after their find, they finally returned with food in order to help the seemingly helpless person. Unfortunately, while approaching the person on the ground, they had to finally face the actual death of the man. As it was later revealed the body had been lying there for a few days. The police was called shortly after and began their investigation immediately which led to the arrest of two men in the same year. After standing trial, one of the two men was discharged, whereas the other one was convicted of manslaughter (his sentence: nine years and six months in prison). Greed was one of the probable motives.


One year after that horrible deed - in 2017 - a fire broke out on the premises. The cause is still unclear. Since then the house has been fully sealed in order to protect the building from further damage. 

Update: In 2018 the building of a new housing area was initiated. The old house itself is going to be saved and thus is planned to be renovated. 

2019 - Renovations works are completed. ​
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