Hotel Ave Maria
"If I walk down this hallway
Tonight it's too quiet
So I pat through the dark
And call you on the phone
Push your old number
And let your house ring
Till I wake your ghost."
("Your Ghost", Kristin Hersh)
Tonight it's too quiet
So I pat through the dark
And call you on the phone
Push your old number
And let your house ring
Till I wake your ghost."
("Your Ghost", Kristin Hersh)
Das Hotel wurde 1899 im so genannten Heimatschutzstil erbaut und liegt seit Jahrzehnten in tiefem Dornröschenschlaf. Völlig eingebettet zwischen Bergen, inmitten einer Landschaft, die kaum schöner sein könnte. Der Hotelbetrieb wurde bereits in den 1960er Jahren eingestellt und läutete das Ende einer Ära im kleinen Ort ein. Bewohnt wurde das Hotel jedoch wohl noch eine Weile nach der Schließung und dürfte etwa seit den 70er Jahren leer stehen.
Leider haben sowohl Vandalen und Plünderer dem Hotel sehr zugesetzt. Vor allem im Erdgeschoss liegen überall ehemalige Habseligkeiten der Hotelbesitzer wie Kleidungsstücke und allerhand Dokumente kreuz und quer verstreut herum. Wer sich jedoch einmal durch das Chaos und durch einen dunklen Gang durchgeschlagen hat, endet offensichtlich im alten Wohnbereich. Hier geht es bergeweise über alte Kleidungsstücke und Gegenstände aller Art weiter. Doch wer sich wirklich die Mühe macht und sich auch in kaum zugänglich erscheinende Ecken begibt, findet noch Ordnung in all dem Chaos. Etwa zahlreiche Stapel alten Werbematerials, noch fein säuberlich und offensichtlich lange unangetastet in Schubladen verstaut.
Doch gibt es noch so viel mehr zu entdecken: etwa ein Schulheft für Schreibübungen aus dem Jahr 1917 oder zahlreiche Korrespondenzen aus den 1930er und 1940er Jahren. Kriegsbedingte Zimmerstornierungen. Alte Speisepläne aus den 50er Jahren. Auf dem Dachboden Zeitungen und Zeitschriften aus den frühen '20er Jahren. Eine wahre Zeitreise durch längst vergangene Jahrzehnte der letzten 100 Jahre.
Seltsam wohl und willkommen fühlte ich mich in dem alten Hotel, das so lange keine offiziellen Gäste mehr gesehen hatte. Als wäre ich lediglich ein weiterer Gast, anstatt ein Eindringling. Nicht einmal der altbekannte moderige Geruch, der einen sonst begleitet, war mir aufgefallen. Es war als wäre die Zeit einfach stehen geblieben. Während unseres ersten Besuchs (zwei waren es an der Zahl) und die Sonne allmählich hinter den Bergen verschwand, tönte plötzlich feierlicher Gesang zu uns herüber. Er hallte durch das ganze Tal und schließlich hinein zu uns und erfüllte das staubige Treppenhaus mit Klängen, die schienen, als kämen sie aus einer anderen Zeit. Ave Maria. Wir hörten eine ganze Weile zu, seltsam berührt von der nun vorherrschenden Stimmung, die dem Gebäude sogleich ein wenig Leben einzuhauchen schien. Unter dem allmählichen Ausklingen der letzten Töne und dem verstummenden Gesang verließen wir das Hotel an jenem Tag.
Im Innern des Hotels verbirgt sich eine wahre Zeitkapsel, die auf eindringliche Art und Weise das Leben der Menschen, die hier einst lebten, konserviert hat. Seltsam ist es, eine komplette Lebensspanne vor sich zu haben. Am Dachboden, auf dem die Grabkreuze des Hotelierehepaars lagern, endete unser zweiter und letzter Besuch.
Update 2018: Das Hotel wurde mittlerweile vollständig ausgeräumt.
Leider haben sowohl Vandalen und Plünderer dem Hotel sehr zugesetzt. Vor allem im Erdgeschoss liegen überall ehemalige Habseligkeiten der Hotelbesitzer wie Kleidungsstücke und allerhand Dokumente kreuz und quer verstreut herum. Wer sich jedoch einmal durch das Chaos und durch einen dunklen Gang durchgeschlagen hat, endet offensichtlich im alten Wohnbereich. Hier geht es bergeweise über alte Kleidungsstücke und Gegenstände aller Art weiter. Doch wer sich wirklich die Mühe macht und sich auch in kaum zugänglich erscheinende Ecken begibt, findet noch Ordnung in all dem Chaos. Etwa zahlreiche Stapel alten Werbematerials, noch fein säuberlich und offensichtlich lange unangetastet in Schubladen verstaut.
Doch gibt es noch so viel mehr zu entdecken: etwa ein Schulheft für Schreibübungen aus dem Jahr 1917 oder zahlreiche Korrespondenzen aus den 1930er und 1940er Jahren. Kriegsbedingte Zimmerstornierungen. Alte Speisepläne aus den 50er Jahren. Auf dem Dachboden Zeitungen und Zeitschriften aus den frühen '20er Jahren. Eine wahre Zeitreise durch längst vergangene Jahrzehnte der letzten 100 Jahre.
Seltsam wohl und willkommen fühlte ich mich in dem alten Hotel, das so lange keine offiziellen Gäste mehr gesehen hatte. Als wäre ich lediglich ein weiterer Gast, anstatt ein Eindringling. Nicht einmal der altbekannte moderige Geruch, der einen sonst begleitet, war mir aufgefallen. Es war als wäre die Zeit einfach stehen geblieben. Während unseres ersten Besuchs (zwei waren es an der Zahl) und die Sonne allmählich hinter den Bergen verschwand, tönte plötzlich feierlicher Gesang zu uns herüber. Er hallte durch das ganze Tal und schließlich hinein zu uns und erfüllte das staubige Treppenhaus mit Klängen, die schienen, als kämen sie aus einer anderen Zeit. Ave Maria. Wir hörten eine ganze Weile zu, seltsam berührt von der nun vorherrschenden Stimmung, die dem Gebäude sogleich ein wenig Leben einzuhauchen schien. Unter dem allmählichen Ausklingen der letzten Töne und dem verstummenden Gesang verließen wir das Hotel an jenem Tag.
Im Innern des Hotels verbirgt sich eine wahre Zeitkapsel, die auf eindringliche Art und Weise das Leben der Menschen, die hier einst lebten, konserviert hat. Seltsam ist es, eine komplette Lebensspanne vor sich zu haben. Am Dachboden, auf dem die Grabkreuze des Hotelierehepaars lagern, endete unser zweiter und letzter Besuch.
Update 2018: Das Hotel wurde mittlerweile vollständig ausgeräumt.
The hotel was built in 1899 in the so-called "Heimatschutzstil" (a special regional architectural style) and has been abandoned for decades. It is situated in a wonderful valley, surrounded by mountains. In the 1960s the hotel closed its doors behind its last hotel guest and was shut down for good. For the small town, it was the end of an era. After the closure the hotel was still inhabited for quite some time (presumably until the '70s).
Unfortunately, vandals and looters helped to increase the bad shape of the building. Especially in the ground floor, clothing and numerous documents and old personal belongings are scattered all around the rooms and floors. Once you´ve made your way through the chaos, you´ll obviously end up in the old living area. There are piles of garments and all kind of stuff. But, if you´re especially attentive, you´ll still find order amidst all this chaos. For example, piles of old advertising material properly hidden in old chest of drawers.
But there is still much more to see: during my first visit (I've been there twice), I found an old exercise book for writing exercises from 1917. Lots of old letters from the 1930s and 1940s. Room cancellations due to the war. Old menus from the 50's. In the attic old newspapers and magazines from the '20s. It's like a time travel throughout the centuries of the last 100 years.
It is somewhat weird how welcomed I felt in this building. As I would only be an ordinary and welcome guest instead of an intruder. Within the walls, even the well-known musty smell of decay wasn't around at all. It truly was a strong feeling of time standing still. During our first visit, while the sun began to set, we suddenly heard solemn chants, echoing through the entire valley - until they finally reached us standing in the dusty hallway. The tunes which felt like coming from another time hit us: Ave Maria. We listened for quite some time, feeling strangely moved by the atmosphere around us, which filled the building with a bit of life. Finally, while the singing and the tunes were slowly fading we were saying our good-byes to the old building and left for the day.
From the cellar to the attic, the whole hotel is a mere time capsule, which preserved the life of the people once living in it. It was bizarre to find a whole life span being conserved like that. In the attic, where the grave crosses of the former hotel owners are stored, ended our second and last visit.
Unfortunately, vandals and looters helped to increase the bad shape of the building. Especially in the ground floor, clothing and numerous documents and old personal belongings are scattered all around the rooms and floors. Once you´ve made your way through the chaos, you´ll obviously end up in the old living area. There are piles of garments and all kind of stuff. But, if you´re especially attentive, you´ll still find order amidst all this chaos. For example, piles of old advertising material properly hidden in old chest of drawers.
But there is still much more to see: during my first visit (I've been there twice), I found an old exercise book for writing exercises from 1917. Lots of old letters from the 1930s and 1940s. Room cancellations due to the war. Old menus from the 50's. In the attic old newspapers and magazines from the '20s. It's like a time travel throughout the centuries of the last 100 years.
It is somewhat weird how welcomed I felt in this building. As I would only be an ordinary and welcome guest instead of an intruder. Within the walls, even the well-known musty smell of decay wasn't around at all. It truly was a strong feeling of time standing still. During our first visit, while the sun began to set, we suddenly heard solemn chants, echoing through the entire valley - until they finally reached us standing in the dusty hallway. The tunes which felt like coming from another time hit us: Ave Maria. We listened for quite some time, feeling strangely moved by the atmosphere around us, which filled the building with a bit of life. Finally, while the singing and the tunes were slowly fading we were saying our good-byes to the old building and left for the day.
From the cellar to the attic, the whole hotel is a mere time capsule, which preserved the life of the people once living in it. It was bizarre to find a whole life span being conserved like that. In the attic, where the grave crosses of the former hotel owners are stored, ended our second and last visit.
Update 2018: The hotel was totally cleaned-out
Postkarte, o. J. - Postcard, year unknown
(Purger & Co. München, Photochromiekarte)
Postkarte, 30er Jahre - Postcard, 1930s
(source unknown)