Hotel Harzburger Hof
(abgerissen/demolished August '17)
Und wird die Welt auch noch so alt,
der Mensch, er bleibt ein Kind!
Zerschlägt sein Spielzeug mit Gewalt,
wie eben Kinder sind!
Wann alles erst in klein zerstückt
und nichts mehr zu verderben,
so sucht er wieder – neubeglückt –
und spielt dann mit den Scherben.
(Carl Spitzweg)
der Mensch, er bleibt ein Kind!
Zerschlägt sein Spielzeug mit Gewalt,
wie eben Kinder sind!
Wann alles erst in klein zerstückt
und nichts mehr zu verderben,
so sucht er wieder – neubeglückt –
und spielt dann mit den Scherben.
(Carl Spitzweg)
Der Harzburger Hof wurde bereits in den 1870er Jahren im Kurort Bad Harzburg eröffnet. Zum Zeitpunkt seiner Eröffnung war er das Hotel am Platze und praktisch konkurrenzlos. Er verfügte über ein eigenes Kraftwerk und somit über eine eigene Stromversorgung sowie Warmwasser, später auch über eine eigene Werkstatt für Automobile, die damals allmählich aufkamen.
Während des Zweiten Weltkrieges diente das Hotel als Lazarett, wurde von den britischen Besatzern beschlagnahmt und zur Erholung genutzt. Später ging das Haus wieder an die deutschen Besitzer über.
In den 1970er Jahren erfolgte allmählich der Niedergang des Hotels, Ende der 1990er dann die Zwangsversteigerung. Der Harzburger Hof konnte sich nie mehr wirklich erholen. Im Jahr 2000 zog dann zu allem Überdruss auch noch das im Hotel ansässige Spielkasino aus und ein Jahr später erfolgte eine erneute Zwangsversteigerung. Seitdem steht das Gebäude leer. Sämtliche Revitalisierungsversuche scheiterten.
Mittlerweile ist von dem Hotel, das durch seinen stetig wachsenden Bekanntheitsgrad schwer unter Vandalismusschäden zu leiden hatte, nach einem Großbrand (dem zwei Feuer vorausgingen) nur noch eine Ruine übrig. Das letzte Kapitel dieses ehrwürdigen Hauses schloss somit. Ohne Happy End.
Ich erinnere mich an die ersten Fotos, die ich vom Hotel sah und meine über Monate andauernde Recherche nach diesem Prachtstück. Als mein Besuch dann endlich so weit war, war ich sehr aufgeregt und holte mir dabei auch noch eine starke Erkältung. Doch ich wurde entlohnt. Der einst pompöse Speisesaal war bei unserem Besuch leider schon geräumt (auf alten Fotos war dieser noch vollständig eingerichtet sowie die Tische gedeckt) und die wunderschöne alte Lampe im Treppenhaus zerstört, doch zu diesem Zeitpunkt habe ich noch nie solch ein noch so "sauberes" und eingerichtetes Hotel gesehen. Sofort war ich in den Bann dieses ehrwürdigen Hauses gezogen.
Zusätzlich bleibt mir das Hotel auch durch eine etwas amüsante Geschichte im Gedächtnis. Meine Begleitung und ich schlichen angespannt und natürlich möglichst unauffällig um das Gebäude. Ich erinnere mich noch gut, wie sehr ich hoffte einen Zugang zu finden. Zu dem Zeitpunkt kursierten die wildesten Geschichten bezüglich stillem Alarm, Bewegungsmeldern und omnipräsentem Sicherheitsdienst. Dies trug natürlich dementsprechend zu unserer kollektiven Anspannung bei. Doch wir fanden tatsächlich eine unverschlossene Tür. Kaum hatten wir diese geöffnet, sahen wir ganz am Ende des finsteren Ganges, der sich uns darbot, zwei schwarz gekleidete Gestalten stehen. Vor Schreck erstarrten wir auf der Stelle. Allerdings bewegten sich die zwei Umrisse genau so wenig wie wir, woraufhin wir erleichtert, im Flüsterton über uns selbst lachend, annahmen, wir wären auf unser eigenes Spiegelbild hereingefallen. Also liefen wir mit leichten Herzen direkt in den finsteren Gang hinein. Während wir uns unserem Spiegel-Double näherten, fielen uns jedoch fast zeitgleich auf, dass wir unsere Stative noch gar nicht ausgepackt hatten. Unsere "Spiegelbilder" hingegen trugen sie bereits bei sich. Fehler in der Matrix? Nicht ganz. Am Ende stellte sich heraus, dass dort am Ende des Ganges lediglich zwei weitere Fotografen standen, die vor Schreck ebenfalls wie angewurzelt stehen geblieben waren.
Persönlich bin ich froh über meine Fotos, die ich von diesem Ort, der mir wirklich am Herzen liegt, mitnehmen konnte. Leider wünschte ich, ich hätte noch mehr festhalten können - und vieles hätte ich heute wahrscheinlich besser gemacht. Doch immerhin durfte ich noch einer der letzten Gäste dieses einst so stattlichen Anwesens sein.
Während des Zweiten Weltkrieges diente das Hotel als Lazarett, wurde von den britischen Besatzern beschlagnahmt und zur Erholung genutzt. Später ging das Haus wieder an die deutschen Besitzer über.
In den 1970er Jahren erfolgte allmählich der Niedergang des Hotels, Ende der 1990er dann die Zwangsversteigerung. Der Harzburger Hof konnte sich nie mehr wirklich erholen. Im Jahr 2000 zog dann zu allem Überdruss auch noch das im Hotel ansässige Spielkasino aus und ein Jahr später erfolgte eine erneute Zwangsversteigerung. Seitdem steht das Gebäude leer. Sämtliche Revitalisierungsversuche scheiterten.
Mittlerweile ist von dem Hotel, das durch seinen stetig wachsenden Bekanntheitsgrad schwer unter Vandalismusschäden zu leiden hatte, nach einem Großbrand (dem zwei Feuer vorausgingen) nur noch eine Ruine übrig. Das letzte Kapitel dieses ehrwürdigen Hauses schloss somit. Ohne Happy End.
Ich erinnere mich an die ersten Fotos, die ich vom Hotel sah und meine über Monate andauernde Recherche nach diesem Prachtstück. Als mein Besuch dann endlich so weit war, war ich sehr aufgeregt und holte mir dabei auch noch eine starke Erkältung. Doch ich wurde entlohnt. Der einst pompöse Speisesaal war bei unserem Besuch leider schon geräumt (auf alten Fotos war dieser noch vollständig eingerichtet sowie die Tische gedeckt) und die wunderschöne alte Lampe im Treppenhaus zerstört, doch zu diesem Zeitpunkt habe ich noch nie solch ein noch so "sauberes" und eingerichtetes Hotel gesehen. Sofort war ich in den Bann dieses ehrwürdigen Hauses gezogen.
Zusätzlich bleibt mir das Hotel auch durch eine etwas amüsante Geschichte im Gedächtnis. Meine Begleitung und ich schlichen angespannt und natürlich möglichst unauffällig um das Gebäude. Ich erinnere mich noch gut, wie sehr ich hoffte einen Zugang zu finden. Zu dem Zeitpunkt kursierten die wildesten Geschichten bezüglich stillem Alarm, Bewegungsmeldern und omnipräsentem Sicherheitsdienst. Dies trug natürlich dementsprechend zu unserer kollektiven Anspannung bei. Doch wir fanden tatsächlich eine unverschlossene Tür. Kaum hatten wir diese geöffnet, sahen wir ganz am Ende des finsteren Ganges, der sich uns darbot, zwei schwarz gekleidete Gestalten stehen. Vor Schreck erstarrten wir auf der Stelle. Allerdings bewegten sich die zwei Umrisse genau so wenig wie wir, woraufhin wir erleichtert, im Flüsterton über uns selbst lachend, annahmen, wir wären auf unser eigenes Spiegelbild hereingefallen. Also liefen wir mit leichten Herzen direkt in den finsteren Gang hinein. Während wir uns unserem Spiegel-Double näherten, fielen uns jedoch fast zeitgleich auf, dass wir unsere Stative noch gar nicht ausgepackt hatten. Unsere "Spiegelbilder" hingegen trugen sie bereits bei sich. Fehler in der Matrix? Nicht ganz. Am Ende stellte sich heraus, dass dort am Ende des Ganges lediglich zwei weitere Fotografen standen, die vor Schreck ebenfalls wie angewurzelt stehen geblieben waren.
Persönlich bin ich froh über meine Fotos, die ich von diesem Ort, der mir wirklich am Herzen liegt, mitnehmen konnte. Leider wünschte ich, ich hätte noch mehr festhalten können - und vieles hätte ich heute wahrscheinlich besser gemacht. Doch immerhin durfte ich noch einer der letzten Gäste dieses einst so stattlichen Anwesens sein.
The old hotel in the North of Germany was built in the 1870s. At that time it was the top place in town and practically unrivaled. It had it's own power station as well as electricity, hot water and later an own workshop for the new automobiles.
During WW II it was converted into a military hospital and after the war used by the British occupiers as resort. Later the hotel was given back to the German owners.
In the 1970s the decline of the hotel had already slowly begun. In the end of the 1990s a forced sale was carried out. Since then the hotel had never really recovered. In 2000 the casino that was established within the hotel was shut down. It was the death for the house. One year later another forced sale was unsuccessful. It has been abandoned since then. An attempted revitalization was not effective either.
Meanwhile, all that's left from the hotel is a burnt out ruin (due to arson). Consequently, it was the last chapter that was written about this once so splendid place. Unfortunately, without happy ending.
I remember the first captures I saw of this beautiful old grand hotel. I remember my research for months as well. On the day of my visit I was very nervous and excited. After that I caught a bad cold, but it was worth it. The once ostentatious dining room had already been tidied up (I had seen photos of the fully equipped room before our visit) and the great lamp over the staircase destroyed but I still enjoyed our exploration as I had never seen such a "clean" and fully equipped hotel before. The atmosphere of this place really pulled me into its spell.
Additionally, I'll always remember that place due to a funny incident. My fellow urbexer and me were sneaking around the building and we dearly hoped for an entry. Back then the wildest rumors were circulating about silent alarm, motion detectors and security guards. It added to our tension. But finally, it was hard to believe, we found an unlocked door and opened it. A dark corridor was lying before us and suddenly at the end of it, we saw to dark dressed persons standing there without any motion. We were laughing and whispering to ourselves that we had been deceived by our own reflection, as their had to be a mirror at the end of the hall. We walked light-heartedly down the corridor and almost simultaneously we wondered why our reflections had tripods and cameras by hand, as we both knew that our equipment was still in our bags. In the end, it turned out, that there were other photographers standing at the other end of the hall in exactly the moment we entered the hotel. They were so paralyzed by fear that they didn't move at all. The same as we did.
I am very glad that I had the opportunity to take a few captures of this hotel I really appreciated a lot. I wished I had taken more or even better photos, but I´m delighted that I was among the last guests of this once splendid place.
During WW II it was converted into a military hospital and after the war used by the British occupiers as resort. Later the hotel was given back to the German owners.
In the 1970s the decline of the hotel had already slowly begun. In the end of the 1990s a forced sale was carried out. Since then the hotel had never really recovered. In 2000 the casino that was established within the hotel was shut down. It was the death for the house. One year later another forced sale was unsuccessful. It has been abandoned since then. An attempted revitalization was not effective either.
Meanwhile, all that's left from the hotel is a burnt out ruin (due to arson). Consequently, it was the last chapter that was written about this once so splendid place. Unfortunately, without happy ending.
I remember the first captures I saw of this beautiful old grand hotel. I remember my research for months as well. On the day of my visit I was very nervous and excited. After that I caught a bad cold, but it was worth it. The once ostentatious dining room had already been tidied up (I had seen photos of the fully equipped room before our visit) and the great lamp over the staircase destroyed but I still enjoyed our exploration as I had never seen such a "clean" and fully equipped hotel before. The atmosphere of this place really pulled me into its spell.
Additionally, I'll always remember that place due to a funny incident. My fellow urbexer and me were sneaking around the building and we dearly hoped for an entry. Back then the wildest rumors were circulating about silent alarm, motion detectors and security guards. It added to our tension. But finally, it was hard to believe, we found an unlocked door and opened it. A dark corridor was lying before us and suddenly at the end of it, we saw to dark dressed persons standing there without any motion. We were laughing and whispering to ourselves that we had been deceived by our own reflection, as their had to be a mirror at the end of the hall. We walked light-heartedly down the corridor and almost simultaneously we wondered why our reflections had tripods and cameras by hand, as we both knew that our equipment was still in our bags. In the end, it turned out, that there were other photographers standing at the other end of the hall in exactly the moment we entered the hotel. They were so paralyzed by fear that they didn't move at all. The same as we did.
I am very glad that I had the opportunity to take a few captures of this hotel I really appreciated a lot. I wished I had taken more or even better photos, but I´m delighted that I was among the last guests of this once splendid place.
Der Niedergang - The Downfall
2012 vs. 2016
2012 vs. 2016
Traurige Zeitreise: Vergleich 2012 und 2016 (Zweitbesuch nach dem letzten verheerenden Brand)
- Sad journey in time: Comparison 2012 and 2016 (revisit after the last severe fire):
- Sad journey in time: Comparison 2012 and 2016 (revisit after the last severe fire):
2016
Alte Ansichten - Old Photographs
Alte Postkarte, ca. 1908 - Old postcard, approx. 1908
(©CC0 1.0 Universal Public Domain Dedication, Brück & Sohn Kunstverlag, Meißen 1908)
Stereoskopie von vor 1900 - Stereoscopic image from before 1900
(in the public domain)
Postkarte um 1913 - Poscard around 1913
(©Verlag Emil L., Bad Harzburg)