Klinik Verwunschener Wald
"The woods are lovely, dark and deep,
But I have promises to keep,
And miles to go before I sleep [...]."
(Robert Frost, "Stopping By Woods On A Snowy Evening")
But I have promises to keep,
And miles to go before I sleep [...]."
(Robert Frost, "Stopping By Woods On A Snowy Evening")
Genau um die Jahrhundertwende, nach zweijähriger Bauzeit, wurde die alte Lungenheilstätte für die Behandlung von schwindsüchtigen Frauen feierlich eröffnet. Die Patientinnen waren vor allem Arbeiterinnen aus der Textilindustrie, stammten also aus Arbeiterkreisen, in denen die TBC besonders grassierte. Die Therapie vor Ort bestand, wie vor der Entdeckung des Penicillins üblich, hauptsächlich aus Diäten und Liegekuren an der frischen Waldluft. Doch auch diverse kleinere Arbeiten konnten von den Kranken erledigt werden, so heißt es in einer Denkschrift zum deutschen Heilstättenwesen aus 1913, dass
"[a]uch eine geregelte Beschäftigung im hohen Maße geeignet [ist], psychisch günstig auf die Kranken einzuwirken. Sie lenkt ab von der Einförmigkeit des Kurlebens, dem ewigen Grübeln über die Krankheit [...]."
(Zitat aus: Nietner, Johannes: Deutsche Lungenheilstätten in Wort und Bild. Part II. Berlin: Marhold-Verlag 1913, S. 38.)
Einst genoss die Klinik einen exzellenten Ruf. Heute jedoch steht das eindrucksvolle Ensemble recht einsam und vergessen im tiefen Kiefernwald und harrt seiner neuen Bestimmung.
Eisige Kälte. Minusgrade im zweistelligen Bereich. Der starke Ostwind, der einem beständig und unbarmherzig um die Ohren peitscht, verbessert die Lage nicht gerade. Einer verschneiten Straße folgend geht es immer tiefer in den Wald hinein. So eisig es auch ist, der wie mit Puderzucker überzogenen Umgebung haftet beinahe etwas Märchenhaftes an. An der ehemaligen Klinik endlich angelangt, verstärkt der altehrwürdige Gebäudekomplex dieses Gefühl nur.
Zugegebenermaßen wirkte sich der Schnee auf einen heimlichen Besuch des Krankenhauses eher nachteilig aus, doch gelang es uns sowohl ein Schlupfloch ins Innere zu finden als auch unbemerkt das Gebäude zu erkunden, inklusive den alten Versorgungsschächten, die uns in zumindest eines der Nebengebäude führten - in das alte Kesselhaus mit Wäscherei. Fand sich die alte Klinik größtenteils sehr leer vor, war es doch etwas Besonderes einen Einblick in dieses geschichtsträchtige Anwesen zu erhalten. So ging es Stockwerk um Stockwerk durch lange Korridore, in die alte und eindrucksvolle Kapelle, durch verwaiste OP-Säle, durch leere Räume bis auf den Dachboden. Sicherlich könnte so ziemlich jeder Raum, jeder Winkel des alten Heilstättengebäudes eine Geschichte erzählen. Während unserer Erkundung peitschte der Wind immer wieder heulend um das Gebäude, fand seinen Weg durch die ein oder andere geborstene Fensterscheibe, durch Löcher im Gebälk und erzeugte somit eine regelrecht gespenstische Atmosphäre.
"[a]uch eine geregelte Beschäftigung im hohen Maße geeignet [ist], psychisch günstig auf die Kranken einzuwirken. Sie lenkt ab von der Einförmigkeit des Kurlebens, dem ewigen Grübeln über die Krankheit [...]."
(Zitat aus: Nietner, Johannes: Deutsche Lungenheilstätten in Wort und Bild. Part II. Berlin: Marhold-Verlag 1913, S. 38.)
Einst genoss die Klinik einen exzellenten Ruf. Heute jedoch steht das eindrucksvolle Ensemble recht einsam und vergessen im tiefen Kiefernwald und harrt seiner neuen Bestimmung.
Eisige Kälte. Minusgrade im zweistelligen Bereich. Der starke Ostwind, der einem beständig und unbarmherzig um die Ohren peitscht, verbessert die Lage nicht gerade. Einer verschneiten Straße folgend geht es immer tiefer in den Wald hinein. So eisig es auch ist, der wie mit Puderzucker überzogenen Umgebung haftet beinahe etwas Märchenhaftes an. An der ehemaligen Klinik endlich angelangt, verstärkt der altehrwürdige Gebäudekomplex dieses Gefühl nur.
Zugegebenermaßen wirkte sich der Schnee auf einen heimlichen Besuch des Krankenhauses eher nachteilig aus, doch gelang es uns sowohl ein Schlupfloch ins Innere zu finden als auch unbemerkt das Gebäude zu erkunden, inklusive den alten Versorgungsschächten, die uns in zumindest eines der Nebengebäude führten - in das alte Kesselhaus mit Wäscherei. Fand sich die alte Klinik größtenteils sehr leer vor, war es doch etwas Besonderes einen Einblick in dieses geschichtsträchtige Anwesen zu erhalten. So ging es Stockwerk um Stockwerk durch lange Korridore, in die alte und eindrucksvolle Kapelle, durch verwaiste OP-Säle, durch leere Räume bis auf den Dachboden. Sicherlich könnte so ziemlich jeder Raum, jeder Winkel des alten Heilstättengebäudes eine Geschichte erzählen. Während unserer Erkundung peitschte der Wind immer wieder heulend um das Gebäude, fand seinen Weg durch die ein oder andere geborstene Fensterscheibe, durch Löcher im Gebälk und erzeugte somit eine regelrecht gespenstische Atmosphäre.
The old lung sanatorium for women suffering from tuberculosis was officially opened at the turn of the century after a two-year construction period. The patients were mainly textile workers, thus from the working class which members were particularly vulnerable to consumption (= tuberculosis). The Treatment at the hospital was pretty conservative, which was normal for the times before the discovery of penicillin and thus consisted mainly of special diets and rest cures in the fresh air. The hospital itself enjoyed an excellent reputation.
Yet, today, the impressive building complex has been abandoned for quite some time and appears pretty lonely in the middle of the pine woods where it is waiting for its revival one day.
It´s extremely cold. Sub-zero temperatures and an ice-cold easterly wind is blowing merciless around us. It doesn´t help to make the situation any better at all. Following up a snowy, winding road deep down the woods and through a landscape like straight out of a fairy tale, we finally arrived at the historical and architectural impressive building complex that seemed to be very enchanted as well.
It has to be admitted that all the snow was not in favor for our intended secret visit. Yet, in the end we managed to find a loophole through which we made our way - unseen - into the building and also found some old service tunnels which led us into one of the side buildings - namely the old heating plant with the old laundry facilities. Even though the old sanatorium was mainly empty it was special being able to visit such a historic building. So we explored floor after floor, the old and very impressive chapel, the former operating department and walked through numerous long corridors and empty rooms - we walked so to say from the cellar to the roof. During our visit the wind was howling around the sanatorium and was now and then finding its way through some little holes or cracked windows into the building itself creating a pretty haunting atmosphere.
Yet, today, the impressive building complex has been abandoned for quite some time and appears pretty lonely in the middle of the pine woods where it is waiting for its revival one day.
It´s extremely cold. Sub-zero temperatures and an ice-cold easterly wind is blowing merciless around us. It doesn´t help to make the situation any better at all. Following up a snowy, winding road deep down the woods and through a landscape like straight out of a fairy tale, we finally arrived at the historical and architectural impressive building complex that seemed to be very enchanted as well.
It has to be admitted that all the snow was not in favor for our intended secret visit. Yet, in the end we managed to find a loophole through which we made our way - unseen - into the building and also found some old service tunnels which led us into one of the side buildings - namely the old heating plant with the old laundry facilities. Even though the old sanatorium was mainly empty it was special being able to visit such a historic building. So we explored floor after floor, the old and very impressive chapel, the former operating department and walked through numerous long corridors and empty rooms - we walked so to say from the cellar to the roof. During our visit the wind was howling around the sanatorium and was now and then finding its way through some little holes or cracked windows into the building itself creating a pretty haunting atmosphere.
Historische Ansichten - Historic photographs
Alte Ansicht, ca. 1920er Jahre - Old postcard, approx. 1920s
(private collection)
Kapelle, ca. 1903 - Chapel, approx. 1903
(Handbuch der Architektur. Gebäude für Heil- und sonstige Wolfahrtsanstalten. Stuttgart: A. Körner 1903.)
Die Kapelle um ca. 1913 - The chapel around 1913
(Aus: Nietner, Johannes: Deutsche Lungenheilstätten in Wort und Bild. Part II. Berlin: Marhold-Verlag 1913.)
Haupteingang um 1913 - Main entrance around 1913
(Aus: Nietner, Johannes: Deutsche Lungenheilstätten in Wort und Bild. Part II. Berlin: Marhold-Verlag 1913, Abb. 4, S. 28.)
Flickstunde im Freien, ca. 1913 - Mending hour outdoors, approx. 1913
(Aus: Nietner, Johannes: Deutsche Lungenheilstätten in Wort und Bild. Part II. Berlin: Marhold-Verlag 1913, Abb. 11, S. 39.)