Manicomio di Zanzare
"Twenty-twenty-twenty four hours to go
I wanna be sedated.
Nothing to do, no where to go,
I wanna be sedated.
Just put me in a wheelchair, [...]
Hurry hurry hurry, before I go insane
I can't control my fingers, I can't control my brain."
("I wanna be sedated", The Ramones)
I wanna be sedated.
Nothing to do, no where to go,
I wanna be sedated.
Just put me in a wheelchair, [...]
Hurry hurry hurry, before I go insane
I can't control my fingers, I can't control my brain."
("I wanna be sedated", The Ramones)
Die ehemalige Psychiatrie in Norditalien beeindruckt heute nicht allein durch ihre schiere Größe. Trotz dicker Mauern und fein säuberlich geflickter Zäune gelang es uns - nicht ohne wenig Aufwand - durch ein enges Schlupfloch auf das Gelände zu kommen. Ein kleiner Teil, wohl nur ein Gebäude, wird heute noch genutzt. Weder am Haupttor noch auf der Anlage selbst gibt es Hinweise auf die Art der Nutzung.
Bis auf einige Autos vor dem noch genutzten Gebäude, um das wir möglichst einen Bogen machten, war nichts Auffälliges zu vernehmen. So erkundeten wir das unübersichtliche Gelände, das sich wahrlich in einen Dschungel verwandelt hatte. Noch nie habe ich solch ein eingewachsenes Areal gesehen. So führte uns unser Weg beispielsweise an einem dichten, haushohen Dickicht vorbei, worin wir plötzlich ein klaffendes Loch entdeckten an dessen Ende eine Tür zu erkennen war. Bei genauerer Betrachtung stellte sich heraus, dass es sich nicht etwa um eine kleine verwachsene Hütte handelte, wie zuerst vermutet, sondern um einen riesigen Klinikpavillon. Gänzlich von der Natur verschluckt.
Auffällig war auch die dichte Stille auf dem Gelände und in den Gebäuden selbst, in denen zum Teil noch medizinisches Inventar vorhanden war. Beim Durchschreiten der hohen Räume und labyrinthartigen Gänge fielen einem immer wieder alte Kreuze an den sonst nackten Wänden ins Auge; nie abgenommen wirken sie heute seltsam deplatziert. Irgendwie erzeugten sie eine nicht gerade heimelige Atmosphäre in den toten, kalten Räumlichkeiten. Zumal sich mir immer wieder unangenehm der Gedanke aufdrängte, dass wir uns an einem Ort wiederfanden, an dem Menschen nicht großartig auf Pflege oder Heilung hoffen konnten. Die meterhohen und dicken Mauern, die Gitter an den Balkonen, alles erinnert daran, dass hier hauptsächlich Menschen verwahrt wurden. Nicht grundlos fand in Italien in den 1970ern die so genannte Basaglia-Reform, die allmähliche Schließung der psychiatrischen Institutionen zur Folge hatte, statt. Vorangetrieben durch den gleichnamigen Psychiater, Franco Basaglia, der die menschenunwürdigen Zustände in diesen Anstalten anprangerte.
Nur hin und wieder wurde die Stille jäh zerrissen; hin und wieder befinden sich direkt über den alten Bauten Verkehrs- und Privatflugzeuge im Start- oder Landeanflug, mit dem nahe gelegenen Verkehrsflughafen als Ziel. Irgendwie passen diese modernen Erscheinungen so gar nicht zu dem Ort, an dem die Zeit schon so lange stehen geblieben ist und der förmlich von der Schwere seiner Geschichte erdrückt wird. Als das Licht allmählich knapp wurde und die Sonne sich für den Tag zu verabschieden drohte, machten wir uns allmählich auf den Rückweg und waren doch froh, diese dicken Mauern hinter uns lassen zu können.
Bis auf einige Autos vor dem noch genutzten Gebäude, um das wir möglichst einen Bogen machten, war nichts Auffälliges zu vernehmen. So erkundeten wir das unübersichtliche Gelände, das sich wahrlich in einen Dschungel verwandelt hatte. Noch nie habe ich solch ein eingewachsenes Areal gesehen. So führte uns unser Weg beispielsweise an einem dichten, haushohen Dickicht vorbei, worin wir plötzlich ein klaffendes Loch entdeckten an dessen Ende eine Tür zu erkennen war. Bei genauerer Betrachtung stellte sich heraus, dass es sich nicht etwa um eine kleine verwachsene Hütte handelte, wie zuerst vermutet, sondern um einen riesigen Klinikpavillon. Gänzlich von der Natur verschluckt.
Auffällig war auch die dichte Stille auf dem Gelände und in den Gebäuden selbst, in denen zum Teil noch medizinisches Inventar vorhanden war. Beim Durchschreiten der hohen Räume und labyrinthartigen Gänge fielen einem immer wieder alte Kreuze an den sonst nackten Wänden ins Auge; nie abgenommen wirken sie heute seltsam deplatziert. Irgendwie erzeugten sie eine nicht gerade heimelige Atmosphäre in den toten, kalten Räumlichkeiten. Zumal sich mir immer wieder unangenehm der Gedanke aufdrängte, dass wir uns an einem Ort wiederfanden, an dem Menschen nicht großartig auf Pflege oder Heilung hoffen konnten. Die meterhohen und dicken Mauern, die Gitter an den Balkonen, alles erinnert daran, dass hier hauptsächlich Menschen verwahrt wurden. Nicht grundlos fand in Italien in den 1970ern die so genannte Basaglia-Reform, die allmähliche Schließung der psychiatrischen Institutionen zur Folge hatte, statt. Vorangetrieben durch den gleichnamigen Psychiater, Franco Basaglia, der die menschenunwürdigen Zustände in diesen Anstalten anprangerte.
Nur hin und wieder wurde die Stille jäh zerrissen; hin und wieder befinden sich direkt über den alten Bauten Verkehrs- und Privatflugzeuge im Start- oder Landeanflug, mit dem nahe gelegenen Verkehrsflughafen als Ziel. Irgendwie passen diese modernen Erscheinungen so gar nicht zu dem Ort, an dem die Zeit schon so lange stehen geblieben ist und der förmlich von der Schwere seiner Geschichte erdrückt wird. Als das Licht allmählich knapp wurde und die Sonne sich für den Tag zu verabschieden drohte, machten wir uns allmählich auf den Rückweg und waren doch froh, diese dicken Mauern hinter uns lassen zu können.
The old mental hospital in the North of Italy is still impressive not solely due to its size but its history. Despite of thick walls and well secured fences we made our way onto the grounds not without a bit of effort (we had to squeeze through a very narrow hole). A small part (obviously only one building) is still in use today. At the main gate of the grounds there is no hint at all of what might be going on there.
Apart from a few cars in front of the still intact building, which we largely avoided, we didn't see anything noticeable. So we started to explore the grounds. Never before had I seen such a jungle-like and labyrinthine area. One time, we walked past a really huge thicket and suddenly saw a black hole which turned out to be a door. We thought there might be a small shack hidden under the bushes. But after taking a closer look at it, we found out, that the whole, several meters high thicket was a large clinic pavilion, which was totally overgrown. I've never seen something like this before.
Memorable was also the complete silence on the grounds and in the buildings, in which we were still able to find medical inventory. By walking through the huge rooms and floors we spotted crosses on the walls. They never had been removed and seemed very misplaced and added an eerie feeling to the whole atmosphere. Several times it crossed my mind that we were inside a place that once was home for people whose hopes for a cure were crashed. The huge and thick walls, the bars on the balconies and windows, simply everything reminded you that the main task of this place was mainly locking people away without proper treatment. Not without reason there was the so-called Basaglia-reform (initiated by the psychiatrist Franco Basaglia due to the inhuman conditions and practices patients of those institution had to bear) in Italy in the 1970s. It finally led to the gradual closure of the psychiatric hospitals in Italy.
Only once in a while the deep silence was suddenly disturbed by planes flying close across the grounds, as a larger airport is located nearby. This didn't correspond with this seemingly timeless place and its dark history at all. As the light had begun to fade and the sun to set, we headed back towards our loophole and were relieved that we could finally leave these walls behind us.
Apart from a few cars in front of the still intact building, which we largely avoided, we didn't see anything noticeable. So we started to explore the grounds. Never before had I seen such a jungle-like and labyrinthine area. One time, we walked past a really huge thicket and suddenly saw a black hole which turned out to be a door. We thought there might be a small shack hidden under the bushes. But after taking a closer look at it, we found out, that the whole, several meters high thicket was a large clinic pavilion, which was totally overgrown. I've never seen something like this before.
Memorable was also the complete silence on the grounds and in the buildings, in which we were still able to find medical inventory. By walking through the huge rooms and floors we spotted crosses on the walls. They never had been removed and seemed very misplaced and added an eerie feeling to the whole atmosphere. Several times it crossed my mind that we were inside a place that once was home for people whose hopes for a cure were crashed. The huge and thick walls, the bars on the balconies and windows, simply everything reminded you that the main task of this place was mainly locking people away without proper treatment. Not without reason there was the so-called Basaglia-reform (initiated by the psychiatrist Franco Basaglia due to the inhuman conditions and practices patients of those institution had to bear) in Italy in the 1970s. It finally led to the gradual closure of the psychiatric hospitals in Italy.
Only once in a while the deep silence was suddenly disturbed by planes flying close across the grounds, as a larger airport is located nearby. This didn't correspond with this seemingly timeless place and its dark history at all. As the light had begun to fade and the sun to set, we headed back towards our loophole and were relieved that we could finally leave these walls behind us.
Die alte Anstaltskapelle - The old chapel:
Überblick über das Gelände - Aerial Image
(©google-earth, 2018)
Näheres zur Basaglia-Reform - More about the Basaglia reform:
Artikel: "Aus der Nähe ist keiner normal" (deutschlandfunkkultur.de, 27.08.2011, GER)
Franco Basaglia and the closure of Italian asylums (YouTube, ENG):