Manicomio Dr. Rosetti
"Smash my heart into bits
I am broken
Twist my soul inside out
I'm still breathing
Run across my burning heart
You can't break me"
(CocoRosie, "Smash My Head")
I am broken
Twist my soul inside out
I'm still breathing
Run across my burning heart
You can't break me"
(CocoRosie, "Smash My Head")
“Crazy isn't being broken or swallowing a dark secret. It's you or me amplified. If you ever told a lie and enjoyed it.
If you ever wished you could be a child forever.”
(Girl Interrupted)
"I don´t know what madness is. It can be everything and nothing. It is a human condition. Madness is present in each of us as is reason. The problem is that society, to be able to call itself civil, should accept reason as well as madness [...]"
(Franco Basaglia, 1984)
If you ever wished you could be a child forever.”
(Girl Interrupted)
"I don´t know what madness is. It can be everything and nothing. It is a human condition. Madness is present in each of us as is reason. The problem is that society, to be able to call itself civil, should accept reason as well as madness [...]"
(Franco Basaglia, 1984)
die Die ehemalige Psychiatrie in Norditalien, erbaut Ende des 19. Jahrhunderts, beeindruckt durch ihre Architektur sowie ihrer zugleich friedlichen als auch bedrückenden Atmosphäre, die von dem Gebäude ausgeht. Noch überall lassen sich Eindrücke eines der finstersten Kapitel der Einrichtung Psychiatrie erhaschen. Methoden wie die Psychochirurgie gehörten hier, wie in vielen anderen ähnlichen Einrichtungen dieser Zeit, leider noch zur Tagesordnung. Besonders dieser Ort hatte sich als einer der ersten seiner Art einen Namen bezüglich der frühen Methode der Lobotomie gemacht. Diese wurde von dem portugiesischen Psychiater Moniz entwickelt, woraufhin dieser 1949 den Nobelpreis in Medizin bekam. Später wurde diese Operationstechnik von dem US-Amerikaner Walter Freeman weiterentwickelt und schließlich salonfähig.
In den 1970er Jahren kam es in ganz Italien zu einer Psychiatrie-Reform, initiiert durch den italienischen Psychiater Franco Basaglia, der die menschenunwürdigen Zustände dieser Einrichtungen anprangerte und nach und nach dessen Schließungen erwirkte.
Unser Weg führte uns durch die alte, weitläufige Parkanlage der ehemaligen Psychiatrie. Wir nahmen Arbeiter auf dem Gelände wahr, so mussten wir uns besonders unauffällig verhalten. Leider lag vor unserem Eingang ins Gebäude noch ein kleiner gemeiner, bezackter Eisenzaun. Klein und unscheinbar war dieser aber besonders schmerzvoll zu überwinden. Zu allem Übel kam in genau jenem Augenblick, als meine Begleitung direkt auf dem Zaun saß, ein Auto in hohem Tempo auf das Gelände gefahren. Vor Schreck sprang sie in einem Satz auf die andere Seite. Glücklicherweise ohne ernste Verletzungen. Entdeckt wurden wir, Fortuna war uns wohlgesonnen, ebenfalls nicht. So ging es endlich durch ein altes Kellerfenster ins Innere. Der eigentliche Zugang zum Kliniktrakt war jedoch wahrlich abenteuerlich. So hatten wir zuvor einen labyrinthartigen Gewölbekeller zu durchlaufen und einen engen Schacht mit Rohren zu durchklettern sowie zu durchkriechen - gerade genug Platz um hindurchzugelangen. All dies mit Sack und Pack, die Fotoausrüstung vor sich herschiebend. Für all die Mühen wurden wir jedoch schlussendlich belohnt und standen bald in einem von vier beeindruckenden Innenhöfe, in denen sich Ziegen aufhielten. Somit war unsere einzige Gefahr nur noch die, von dem dazugehörigen Hirten erwischt zu werden. Glücklicherweise sind wir ihm nie begegnet, obwohl es immer wieder deutliche Spuren seiner Anwesenheit gab, so hörten wir etwa des Öfteren metallische Geräusche und dann auf einmal sehr eilige Schritte direkt ein Stockwerk unter uns, die uns einen gehörigen Schrecken eingejagt hatten. Nach ein paar Minuten reglosem Ausharrens in einem dunklen Raum neben dem ehemaligen Operationssaal konnten wir jedoch durchatmen. Zu guter Letzt noch ein letzter Schreck - ein von der Straße her plötzlich schrillender Feueralarm, der ohrenbetäubend durch die alten Gänge hallte und sie unangenehm ausfüllte. Fast zeitgleich setzte dazu noch das Läuten von Kirchenglocken ein. Ein sehr surreales Gefühl, wie diese lebendigen Geräusche die Stille dieses Ortes, regelrecht betäubend, zu zerfetzen vermochten.
Im Allgemeinen habe ich diesen Ort als sehr friedlich empfunden. Architektonisch war es sicherlich einer der schönsten Orte, die ich je gesehen habe. Allerdings ließen sich auch Gedanken an die sehr dunkle Vergangenheit dieses Ortes nicht völlig ausblenden. Man fragt sich unwillkürlich, wer hier drin verwahrt wurde und versucht sich mögliche Gründe auszumalen. Wer mag alles auf dem Operationsstuhl gesessen haben? Wem mag hier ein Teil der eigenen Identität ausgelöscht worden sein? Was mag den Menschen durch den Kopf gegangen sein, die gezwungen waren ihr Leben hinter diesen dicken Mauern zu verbringen? Die gezwungen waren durch dieses schier endlos wirkende Labyrinth an Gängen zu irren, Tag für Tag - nur noch mit einer vagen Ahnung vom Leben dort draußen im Kopf?
In den 1970er Jahren kam es in ganz Italien zu einer Psychiatrie-Reform, initiiert durch den italienischen Psychiater Franco Basaglia, der die menschenunwürdigen Zustände dieser Einrichtungen anprangerte und nach und nach dessen Schließungen erwirkte.
Unser Weg führte uns durch die alte, weitläufige Parkanlage der ehemaligen Psychiatrie. Wir nahmen Arbeiter auf dem Gelände wahr, so mussten wir uns besonders unauffällig verhalten. Leider lag vor unserem Eingang ins Gebäude noch ein kleiner gemeiner, bezackter Eisenzaun. Klein und unscheinbar war dieser aber besonders schmerzvoll zu überwinden. Zu allem Übel kam in genau jenem Augenblick, als meine Begleitung direkt auf dem Zaun saß, ein Auto in hohem Tempo auf das Gelände gefahren. Vor Schreck sprang sie in einem Satz auf die andere Seite. Glücklicherweise ohne ernste Verletzungen. Entdeckt wurden wir, Fortuna war uns wohlgesonnen, ebenfalls nicht. So ging es endlich durch ein altes Kellerfenster ins Innere. Der eigentliche Zugang zum Kliniktrakt war jedoch wahrlich abenteuerlich. So hatten wir zuvor einen labyrinthartigen Gewölbekeller zu durchlaufen und einen engen Schacht mit Rohren zu durchklettern sowie zu durchkriechen - gerade genug Platz um hindurchzugelangen. All dies mit Sack und Pack, die Fotoausrüstung vor sich herschiebend. Für all die Mühen wurden wir jedoch schlussendlich belohnt und standen bald in einem von vier beeindruckenden Innenhöfe, in denen sich Ziegen aufhielten. Somit war unsere einzige Gefahr nur noch die, von dem dazugehörigen Hirten erwischt zu werden. Glücklicherweise sind wir ihm nie begegnet, obwohl es immer wieder deutliche Spuren seiner Anwesenheit gab, so hörten wir etwa des Öfteren metallische Geräusche und dann auf einmal sehr eilige Schritte direkt ein Stockwerk unter uns, die uns einen gehörigen Schrecken eingejagt hatten. Nach ein paar Minuten reglosem Ausharrens in einem dunklen Raum neben dem ehemaligen Operationssaal konnten wir jedoch durchatmen. Zu guter Letzt noch ein letzter Schreck - ein von der Straße her plötzlich schrillender Feueralarm, der ohrenbetäubend durch die alten Gänge hallte und sie unangenehm ausfüllte. Fast zeitgleich setzte dazu noch das Läuten von Kirchenglocken ein. Ein sehr surreales Gefühl, wie diese lebendigen Geräusche die Stille dieses Ortes, regelrecht betäubend, zu zerfetzen vermochten.
Im Allgemeinen habe ich diesen Ort als sehr friedlich empfunden. Architektonisch war es sicherlich einer der schönsten Orte, die ich je gesehen habe. Allerdings ließen sich auch Gedanken an die sehr dunkle Vergangenheit dieses Ortes nicht völlig ausblenden. Man fragt sich unwillkürlich, wer hier drin verwahrt wurde und versucht sich mögliche Gründe auszumalen. Wer mag alles auf dem Operationsstuhl gesessen haben? Wem mag hier ein Teil der eigenen Identität ausgelöscht worden sein? Was mag den Menschen durch den Kopf gegangen sein, die gezwungen waren ihr Leben hinter diesen dicken Mauern zu verbringen? Die gezwungen waren durch dieses schier endlos wirkende Labyrinth an Gängen zu irren, Tag für Tag - nur noch mit einer vagen Ahnung vom Leben dort draußen im Kopf?
The abandoned asylum (built in the end of the 19th century) impresses with its both stunning architecture and the mixture of a peaceful and depressing atmosphere as well. Still you can get a glimpse of the darkest chapter of "mental health care". Getting a glimpse of a time when methods like psycho surgery were still on the agenda and were considered a normal procedure. Especially this place was famous for its early lobotomy methods (developed by the Portuguese psychiatrist Moniz who was in 1949 even awarded the Noble prize in Medicine for it - long before his American colleague Dr. Freeman developed the method and made it even more popular.)
In the 1970s there was a reform concerning the mental hospitals, initiated by the Italian psychiatrist Franco Basaglia, who criticized the inhuman conditions in these institution. This reform led to the gradual closure of all mental institutions throughout the country.
Our way leads us through the old and extensive park of the former mental hospital. We spotted workers on the grounds and had to be especially careful. Unfortunately, a small iron fence was between us and our entry. It appeared small and easy to climb but in reality it became a pretty hurtful experience. To make matters worse a car speeding up appeared all of a sudden. In that very moment my friend sat on top of the fence and quickly jumped down. Fortunately, she didn't get hurt at all and fortunately, we didn't get spotted as well. Finally, we entered the building trough a maze-like cellar. As if this wasn't enough, we had to crawl through a narrow shaft and climb over pipes or squeeze underneath them. But as soon as we stood in one of the impressive patios of the former asylum we definitely felt more than rewarded for our efforts. As goats lived on the grounds, the most danger now was to be spotted by the goat-herder. Fortunately, we never came across him directly but sometimes heard metallic noises and then suddenly quick footsteps a floor beneath us. Out of fear we were hiding in a dark corner next to the old operating room. My personal biggest fright was a very loud fire alarm suddenly starting off followed by ringing church bells at the same time. It was both a surreal feeling and an extremely deafening noise.
In general the old building appeared to be pretty peaceful and was surely one of the most beautiful ones I have ever seen when it comes to the architecture. But it is almost impossible not to think about its more than dark past. Thinking about the people who had to live within those walls and thinking about the possible reasons for their stay. Asking yourself what they might have thought and felt when they had to walk through that maze of floors behind those thick walls that locked them away and excluded them from society and the world itself. Asking yourself who was forced to sit down in that old operating chair and was stolen parts of his or her own identity while doing so. I am still thinking about it today.
In the 1970s there was a reform concerning the mental hospitals, initiated by the Italian psychiatrist Franco Basaglia, who criticized the inhuman conditions in these institution. This reform led to the gradual closure of all mental institutions throughout the country.
Our way leads us through the old and extensive park of the former mental hospital. We spotted workers on the grounds and had to be especially careful. Unfortunately, a small iron fence was between us and our entry. It appeared small and easy to climb but in reality it became a pretty hurtful experience. To make matters worse a car speeding up appeared all of a sudden. In that very moment my friend sat on top of the fence and quickly jumped down. Fortunately, she didn't get hurt at all and fortunately, we didn't get spotted as well. Finally, we entered the building trough a maze-like cellar. As if this wasn't enough, we had to crawl through a narrow shaft and climb over pipes or squeeze underneath them. But as soon as we stood in one of the impressive patios of the former asylum we definitely felt more than rewarded for our efforts. As goats lived on the grounds, the most danger now was to be spotted by the goat-herder. Fortunately, we never came across him directly but sometimes heard metallic noises and then suddenly quick footsteps a floor beneath us. Out of fear we were hiding in a dark corner next to the old operating room. My personal biggest fright was a very loud fire alarm suddenly starting off followed by ringing church bells at the same time. It was both a surreal feeling and an extremely deafening noise.
In general the old building appeared to be pretty peaceful and was surely one of the most beautiful ones I have ever seen when it comes to the architecture. But it is almost impossible not to think about its more than dark past. Thinking about the people who had to live within those walls and thinking about the possible reasons for their stay. Asking yourself what they might have thought and felt when they had to walk through that maze of floors behind those thick walls that locked them away and excluded them from society and the world itself. Asking yourself who was forced to sit down in that old operating chair and was stolen parts of his or her own identity while doing so. I am still thinking about it today.
Historische Aufnahmen - Historic Photographs
Blick in einen der Schlafsäle - View into one of the dormitories
(Archivio dell’Ospedale Neuropsichiatrico - Introduzione LXXI Reparto di degenza, anni '20 del XX secolo. Inventario serie XII, fascicolo n. 13862)
Operationssaal - Operating Room
(source unknown)
Basaglia Refom
Franco Basaglia: Video mit englischen Untertiteln - Documentary about Franco Basaglia (ENG):
(YouTube)
(YouTube)