Versandhaus Quelle, Nürnberg
Im Jahre 1927 wurde das Versandhaus Quelle - einst das größte in ganz Europa - ursprünglich in Fürth gegründet. Die Produktionshallen bzw. der Hauptsitz wurden später an die Fürther Straße nach Nürnberg verlagert. Gut 80 Jahre umfasst die bewegte Geschichte des Versandimperiums, das im Oktober 2009 ein jähes Ende fand. Mehrere tausend Mitarbeiter mussten sich unerwartet von einem Tag auf den anderen arbeitslos melden. Denn noch kurz zuvor wurde verkündet, dass man die Quelle um jeden Preis retten würde. Alles war blieb, waren jedoch letztlich nichts als leere Versprechungen. Ich selbst kann mich an den Tag erinnern, an dem der Schriftzug des Versandhauses abmontiert wurde und erinnere mich noch gut an das doch etwas beklemmendes Gefühl, das Ende einer Ära, die besonders auch die Region stark geprägt hatte, mitzuerleben. Zumal ich auch privat Einiges mit dem Unternehmen verbinden kann.
Gustav Schickedanz, ein gelernter Kaufmann, gründete das Unternehmen, wie bereits erwähnt, im Jahr 1927. Später stieg seine zweite Ehefrau (die erste kam zusammen mit dem gemeinsamen Sohn sowie Gustav Schickedanz' Vater durch einen Autounfall ums Leben) Grete Schickedanz in das Geschäft mit ein. Beide führten dieses geschickt durch alle anstehende Höhen und Tiefen.
Zur Zeit des Nationalsozialismus erwarb Gustav Schickedanz aufgrund der Enteignung jüdischer Unternehmer die Rechte an einigen lokal renommierten Unternehmen, wie etwa den Tempo-Werken sowie einer regional bekannten Brauerei. Am Ende der 1930er Jahre hatte das Versandhaus bereits etwa zwei Millionen Stammkunden - das Unternehmen stellte sich als voller Erfolg heraus.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, während der Entnazifizierungsprozesse, stufte man Schickedanz als "Mitläufer" ein. So wurde er schließlich freigesprochen und bekam die Vollmacht über sein Unternehmen zugestanden. Nach dem Tod von Gustav Schickedanz im Jahr 1977 wurde das Unternehmen noch einige Jahre von seiner Witwe Grete Schickedanz und nach deren Tod dann von dem ersten und zweiten Ehemann der einzigen Tochter, Madeleine Schickedanz, weitergeführt. Das Versandhaus wurde in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Doch konnte dies die Quelle nicht vor ihrem Ruin retten. In die Fußstapfen von Gustav Schickedanz zu treten, schaffte letztlich niemand mehr. Die goldenen Zeiten des Versandhandels waren vorüber. Vor allem für die, die den Absprung ins Internetgeschäft nicht schafften. Leider war das Unternehmen Quelle eines davon.
Gustav Schickedanz, ein gelernter Kaufmann, gründete das Unternehmen, wie bereits erwähnt, im Jahr 1927. Später stieg seine zweite Ehefrau (die erste kam zusammen mit dem gemeinsamen Sohn sowie Gustav Schickedanz' Vater durch einen Autounfall ums Leben) Grete Schickedanz in das Geschäft mit ein. Beide führten dieses geschickt durch alle anstehende Höhen und Tiefen.
Zur Zeit des Nationalsozialismus erwarb Gustav Schickedanz aufgrund der Enteignung jüdischer Unternehmer die Rechte an einigen lokal renommierten Unternehmen, wie etwa den Tempo-Werken sowie einer regional bekannten Brauerei. Am Ende der 1930er Jahre hatte das Versandhaus bereits etwa zwei Millionen Stammkunden - das Unternehmen stellte sich als voller Erfolg heraus.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, während der Entnazifizierungsprozesse, stufte man Schickedanz als "Mitläufer" ein. So wurde er schließlich freigesprochen und bekam die Vollmacht über sein Unternehmen zugestanden. Nach dem Tod von Gustav Schickedanz im Jahr 1977 wurde das Unternehmen noch einige Jahre von seiner Witwe Grete Schickedanz und nach deren Tod dann von dem ersten und zweiten Ehemann der einzigen Tochter, Madeleine Schickedanz, weitergeführt. Das Versandhaus wurde in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Doch konnte dies die Quelle nicht vor ihrem Ruin retten. In die Fußstapfen von Gustav Schickedanz zu treten, schaffte letztlich niemand mehr. Die goldenen Zeiten des Versandhandels waren vorüber. Vor allem für die, die den Absprung ins Internetgeschäft nicht schafften. Leider war das Unternehmen Quelle eines davon.
Abschließend ein paar Zeilen aus der Presse anlässlich der Trauerfeier von Schickedanz im Jahr '77:
"Keiner hat sie gezählt. Aber es dürften 25.000 Menschen gewesen sein, die sich in die endlose Warteschlange einreihten, um Abschied zu nehmen. „Ringsumher“, schreibt der Berichterstatter der Lokalzeitung, „herrscht bedrücktes Schweigen, und vor allem die altgedienten Mitarbeiter des Hauses nehmen weinend Abschied.“ Als am 31. März 1977 in der Fürther St. Paulskirche die offizielle Trauerfeier stattfindet, sind auch Josef Neckermann und Werner Otto unter den Gästen. Die Großen des deutschen Versandhandels sind gekommen, um Abschied von einem Größeren zu nehmen.
Gustav Schickedanz, den die Zeitungen den „Versandhauskönig“ nennen, hatte den Versandhandel revolutioniert, der deutschen Konsumgesellschaft ihr Gesicht gegeben und das Bild des gleichermaßen erfolgreichen und verantwortlichen Unternehmers geprägt. Zu seinem Vermächtnis gehört ein ordentlich bestelltes Haus - und der mächtige Schatten, in dem seine Nachfolger stehen, ob sie das wollen oder nicht."
(Frankfurter Allgemeine, 20.10.2009, abgerufen am: 09.09.2015)
"Keiner hat sie gezählt. Aber es dürften 25.000 Menschen gewesen sein, die sich in die endlose Warteschlange einreihten, um Abschied zu nehmen. „Ringsumher“, schreibt der Berichterstatter der Lokalzeitung, „herrscht bedrücktes Schweigen, und vor allem die altgedienten Mitarbeiter des Hauses nehmen weinend Abschied.“ Als am 31. März 1977 in der Fürther St. Paulskirche die offizielle Trauerfeier stattfindet, sind auch Josef Neckermann und Werner Otto unter den Gästen. Die Großen des deutschen Versandhandels sind gekommen, um Abschied von einem Größeren zu nehmen.
Gustav Schickedanz, den die Zeitungen den „Versandhauskönig“ nennen, hatte den Versandhandel revolutioniert, der deutschen Konsumgesellschaft ihr Gesicht gegeben und das Bild des gleichermaßen erfolgreichen und verantwortlichen Unternehmers geprägt. Zu seinem Vermächtnis gehört ein ordentlich bestelltes Haus - und der mächtige Schatten, in dem seine Nachfolger stehen, ob sie das wollen oder nicht."
(Frankfurter Allgemeine, 20.10.2009, abgerufen am: 09.09.2015)
In the year 1927, the mail-order business Quelle - once Europe´s largest one - was originally opened in the city of Fürth. The production halls were later trans-located to the Fürther Straße in Nuremberg. The history of this empire encompasses around 80 years with all its ups and downs. It came to a sudden end in 2009. Thousands of employees were suddenly without work. Very short before the unexpected end of the business, it was assured that Quelle wouldn´t find an end. It was not more than a lie at the end. I can still remember the day when the former logo at the front of the mail-order business had to be removed. It was quite a sad day. It was the end of an era. I also have private connections to the company.
Gustav Schickedanz, a salesman, founded the business, as mentioned above, in 1927. Later, his second wife (the first one had died in a car accident, with the young son of them both and Gustav´s father) Grete Schickedanz joined the business. Both were very successful and knew what they were doing. During the Nazi-era Mr. Schickedanz bought very well-known and profitable companies (of former expropriated Jews) like the famous works of the brand Tempo (German producer of soft tissues) or a very well-known local brewery. At the end of the 1930s the company had already around two million steady customers.
During the denazification after WW II. Mr. Schickedanz was considered to be a "follower". In the end he was discharged and regained full commission of his company. After the death of Mr. Schickedanz, his widow kept things ticking over. A few years after her death the company became an incorporated company. Yet, the business was finally ruined. No one was able to follow the steps of Mr. Schickedanz, the "king of mail-order business", as the media had already titled him during his lifetime. But it is also only fair to add that the era of the internet definitely sealed the fate of the once booming mail-order trade.
Gustav Schickedanz, a salesman, founded the business, as mentioned above, in 1927. Later, his second wife (the first one had died in a car accident, with the young son of them both and Gustav´s father) Grete Schickedanz joined the business. Both were very successful and knew what they were doing. During the Nazi-era Mr. Schickedanz bought very well-known and profitable companies (of former expropriated Jews) like the famous works of the brand Tempo (German producer of soft tissues) or a very well-known local brewery. At the end of the 1930s the company had already around two million steady customers.
During the denazification after WW II. Mr. Schickedanz was considered to be a "follower". In the end he was discharged and regained full commission of his company. After the death of Mr. Schickedanz, his widow kept things ticking over. A few years after her death the company became an incorporated company. Yet, the business was finally ruined. No one was able to follow the steps of Mr. Schickedanz, the "king of mail-order business", as the media had already titled him during his lifetime. But it is also only fair to add that the era of the internet definitely sealed the fate of the once booming mail-order trade.
Der Quelle-Turm (Höhe: 90 m), der ehemalige Schornstein des Heizwerks, wurde zum Erkennungsmerkmal des Quelle-Hauptsitzes. - The Quelle-tower (hight: 90 m), the former chimney of the heating plant, became the landmark of the Quelle headquarters:
Das Quelle-Areal wurde von dem renommierten Architekten Ernst Neufert entworfen und ab 1955 (das alte Lager wurde im Krieg zerstört) neu errichtet. Das Areal umfasst etwa 6,8 h. Nach dem Flughafen Berlin-Tempelhof stellt es die größte leer stehende Immobilie Deutschlands dar. Jedoch haben sich dort mittlerweile wieder einige Kleinunternehmen angesiedelt.
The Quelle area was designed by the architect Ernst Neufert and was built in 1955 (the old stock was destroyed during WWII.). It encompasses approx. 6,8 hectares. After the airport Tempelhof in Berlin, the building is the second largest abandoned one in Germany. Yet, few small businesses have started to revive the historic valuable site.
Überblick Quelle-Areal - Aerial view:
(© Google Earth, 2015)
Außenaufnahmen - Exterior shots:
Innenaufnahmen - Interior shots:
Alte Fotografien - Old photographs:
(Veröffentlichung durch freundliche Genehmigung eines ehemaligen Mitarbeiters - Published with kind permission of a former employee)
(Veröffentlichung durch freundliche Genehmigung eines ehemaligen Mitarbeiters - Published with kind permission of a former employee)
(©S. Schäfer)
1928 vs. 2009
Der erste Versandhauskatalog der Quelle aus dem Jahr 1928 sowie der letzte aus dem Jahr 2009 -
The first edition of the catalogue of the mail-order business Quelle of the year 1928 as well as the last one of the year 2009:
The first edition of the catalogue of the mail-order business Quelle of the year 1928 as well as the last one of the year 2009:
(Gustav Schickedanz und sein Jahrhundert - Leben und Lebenswerk des Quelle-Gründers. Fürth 1995; privat)
Sommerkatalog 1959 - Summer catalogue 1959:
(©Quelle)
Das alte und letzte Quelle-Logo - The original and the latest Quelle-logo:
(©Quelle)
Good bye, Quelle...
Oktober oder November 2009, Demontage des Quelle-Schriftzugs - October or November of 2009, Removal of the Quelle-sign:
(©F. Unverricht 2009)
Räumungsverkauf bis Ende 2009 - Clearance sale until the end of 2009:
Blick Richtung Fürther Straße, Nürnberg 2010 - View to the Fürther Straße, Nuremberg 2010
Links der Quelle-Turm des Versandhauses, aufgenommen im Februar 2010, nur wenige Monate nach der Schließung. -
To the left, the Quelle-tower of the mail-order business, photo taken in February 2010, only few months after the closure.
Links der Quelle-Turm des Versandhauses, aufgenommen im Februar 2010, nur wenige Monate nach der Schließung. -
To the left, the Quelle-tower of the mail-order business, photo taken in February 2010, only few months after the closure.
Blick zur Quelle von der Alten Veste in Zirndorf, 2018 - View to the Quelle building from the city of Zirndorf, 2018
Blick auf das Quelle-Gebäude, 2019 - View to the Quelle building, 2019
Weiterführendes - Further reading:
• Die Geschichte des Versandhauses Quelle auf Fürth Wikipedia
• Zehn Jahre nach der Pleite: Wie Quelle unterging. Zeitungsartikel auf nordbayern.de, 19.10.2019
• Quelle - von Versandkatalogen, Konsumgeschichte und Technikläden. Auf: retropie.de, 28.12.2019
• Fräulein Gretel von der Quelle. Auf: zeit.de, 05.06.2003
• Zehn Jahre nach der Pleite: Wie Quelle unterging. Zeitungsartikel auf nordbayern.de, 19.10.2019
• Quelle - von Versandkatalogen, Konsumgeschichte und Technikläden. Auf: retropie.de, 28.12.2019
• Fräulein Gretel von der Quelle. Auf: zeit.de, 05.06.2003